Hintergrund: Kräfteverhältnis an der ukrainischen Front

Berlin (dpa) - Gegenwärtig können anscheinend weder die ukrainischen Streitkräfte noch die Separatisten den Krieg im Donbass gewinnen. Nach Angaben aus Kiew sollen auf Regierungsseite 50 000 bis 60 000 Mann im Einsatz sein, bei den Separatisten 30 000 bis 40 000.

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Eine unabhängige Überprüfung ist nicht möglich. Experten sehen Kiew jedoch im Nachteil. Die US-Denkfabrik Atlantic Council nennt dafür Gründe:

- Gekämpft wird überwiegend mit alten Heereswaffen aus Sowjetzeiten. Die Ukraine kann keine Kampfhubschrauber und Flugzeuge einsetzen, weil die Luftabwehr der Separatisten (Fla-Raketen) zu stark ist.

- Die Separatisten verfügen über effiziente Aufklärungsdrohnen für die Zielfindung der Artillerie und Raketenwerfer. Kiew hat dem wenig Vergleichbares entgegenzusetzen. Die USA haben zwar Elektronik zum Aufspüren von Granatwerferstellungen geliefert; deren Reichweite endet aber bei sieben Kilometern, während die Grad-Raketenwerfer der Separatisten aus 20 Kilometern feuern können. Über die Nutzung von Satellitendaten ist nichts bekannt.

- Die Separatisten verfügen über modernere Technik als die Regierungstruppen zur Verschlüsselung ihrer Kommunikation und zur Störung der Feindkommunikation.

- Die Separatisten werden nach westlicher Schätzung von 250 bis 1000 russischen Militär- und Geheimdienstexperten beraten und ausgebildet. Der Ukraine stehen US-Spezialisten zur Seite, doch angeblich ohne eine vergleichbare Ausrüstung.

- Die Abstimmung der Ukrainer mit ihren Freiwilligenverbänden ist eher schlecht. Allerdings läuft die Koordination aufseiten der Rebellen noch schlechter. So sollen 70 Prozent der Rebellengebiete im Oblast Lugansk nicht von der „Lugansker Volksrepublik“ beherrscht werden, sondern von unkontrollierten bewaffneten Truppen. Angeblich sollen sich 2000 Kämpfer auf Separatistenseite keinem Befehl einer der „Volksrepubliken“ oder der Russen unterwerfen.

- Die USA liefern der Ukraine bisher weniger Waffen als von Kiew gewünscht. Insbesondere Drohnen, panzerbrechende Raketen und Material zur Artilleriebekämpfung hätten die Ukrainer gerne. Allerdings hat der US-Kongress Militärhilfen von 350 Millionen Dollar (309 Millionen Euro) für die Zeit bis 2017 grundsätzlich gebilligt, davon 100 Millionen für dieses Jahr. Bis zum 18. Februar soll US-Präsident Barack Obama darlegen, wie und wann er das Geld gegebenenfalls verwenden will.