Hintergrund: Privilegien für Pistorius im Gefängnis?
Johannesburg (dpa) - Fünf Jahre Gefängnis für Oscar Pistorius - doch der 27-Jährige dürfte wohl kein Gefangener wie jeder andere sein. Verglichen mit anderen Häftlingen könnte er ein recht komfortables Leben führen, meinen Experten.
Die Strafe soll Pistorius im Zentralgefängnis von Pretoria verbüßen. Der Kapstädter Strafrechtler Lovell Fernandez hält Privilegien wie besseres Essen oder Sportmöglichkeiten für möglich.
„Pistorius könnte in einem Krankenhaustrakt des Gefängnisses untergebracht werden, der deutlich bequemer ist als die normalen Trakte“, sagt der Kapstädter Strafverteidiger Keith Gess. Auch Golden Miles Bhudu von der südafrikanischen Gefangenenorganisation für Menschenrechte ist sich sicher, dass eine wohlhabende Persönlichkeit wie Pistorius eine Vorzugsbehandlung bekäme. „Er wird auf jeden Fall eine eigene Zelle bekommen, separat von den anderen Gefangenen.“ Seine Berühmtheit sowie seine Behinderung würden eine Einzelzelle rechtfertigen, meint Bhudu.
Tatsächlich friste die große Mehrheit der 160 000 südafrikanischen Häftlinge ein Dasein unter erbärmlichen Umständen, sagt der Aktivist. Man finde durchaus bis zu 100 Gefangene in einer Zelle, die eigentlich nur für 40 ausgelegt sei. „Es werden die ganze Zeit Gefangene vergewaltigt. Die Aufseher werden bestochen, damit sie wegschauen und behaupten, es habe sich um einvernehmlichen Sex gehandelt“, sagt Bhudu. „Einflussreiche Leute haben bessere Haftbedingungen“, meint der Aktivist.
Anwalt Gess sagt: „Wenn man Geld hat, ist das Leben im Gefängnis deutlich einfacher. Gefangene sind dann in der Lage, einen Fernseher zu bekommen, Brathähnchen, Whisky und einige hatten auch schon Partys.“
Die Justizvollzugsbehörden haben sich bisher nicht zu möglichen Haftbedingungen geäußert. Allerdings hat der Pistorius-Prozess als solcher bereits ein Schlaglicht auf die Privilegien der Reichen geworfen, findet Strafrechtsprofessor Stephen Tuson. Nicht nur, dass der Sportstar in der Lage war, eine Kaution von umgerechnet gut 70 000 Euro zu bezahlen und sich die besten Anwälte zu leisten. Der Prozess habe der Welt auch ein gut funktionierendes Rechtssystem gezeigt, das keineswegs der Realität in südafrikanischen Gerichten entspreche.