Hintergrund: Sechs Wochen EHEC - und kein Ende in Sicht
Berlin (dpa) - Seit Anfang Mai sind mindestens 35 Menschen nach einer EHEC-Infektion gestorben. Experten halten es für erwiesen, dass der aggressive Typ O104:H4 von Sprossen eines Biohofs in Niedersachsen übertragen wurde.
Eine Bestandsaufnahme des weltweit bisher stärksten registrierten EHEC-Ausbruchs: Anfang Mai: Dem Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin werden gehäuft blutige Durchfallerkrankungen gemeldet. Auslöser ist EHEC. Ungewöhnlich viele Patienten erleiden eine schwere Komplikation, das hämolytisch-urämische Syndrom (HUS).
Mitte Mai: Die EHEC- und HUS-Fallzahlen steigen rasant an, vor allem in Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen. Untypisch ist, dass viele junge Frauen erkranken. Bisher traf EHEC eher kleine Kinder.
22. Mai: Das RKI vermutet, dass der Erreger von rohem Gemüse übertragen wird. Typische Infektionsquellen sind eigentlich Rohmilch und rohes Fleisch.
25. Mai: Das RKI und das Bundesinstitut für Risikobewertung warnen nach Patientenstudien in Hamburg vor dem Verzehr von rohen Tomaten, Gurken und Blattsalaten insbesondere in Norddeutschland.
26. Mai: Spanische Salatgurken sind nach Untersuchungen des Hamburger Hygiene-Instituts mit EHEC-Erregern belastet. Später stellt sich heraus, dass es sich dabei nicht um den grassierenden Erregertyp handelt. Forscher aus Münster identifizieren den Keim, der für die Krankheitswelle verantwortlich ist. Ein Schnelltest wird entwickelt.
2. Juni: Experten entziffern das Erbgut dieses Erregers. Es handelt sich um eine Gen-Kombination von zwei Bakterienstämmen.
5. Juni: Sprossen aus einem Betrieb im niedersächsischen Bienenbüttel sollen die Ursache für die Epidemie sein.
8. Juni: Ein EHEC-Keim wird auf einem Gurkenrest aus einer Mülltonne bei einer erkrankten Familie in Magdeburg nachgewiesen. Woher dieser Keim kommt, ist unklar.
10. Juni: Erstmals werden an Sprossen aus dem Biohof in Bienenbüttel die aggressiven Bakterien entdeckt. Die Warnung vor Gurken, Tomaten und Salat wird von Behörden aufgehoben
11. Juni: Der EHEC-Erreger an den Sprossen des Biohofs ist exakt vom selben Typ O104:H4 wie die Bakterien, an denen so viele Menschen starben. Unklar ist nach wie vor, wie der Erreger auf das Gemüse kam.
12. Juni: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation sind bislang 34 Menschen in Deutschland und einer in Schweden gestorben. Die Kritik am Krisenmanagement während der Epidemie nimmt zu.