EHEC - Vorsicht auch bei selbst gezogenen Sprossen
Berlin (dpa) - Auch bei selbst gezogenen rohen Sprossen und Keimlingen sollten Verbraucher nach Ansicht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) derzeit vorsichtig sein.
Wie die Behörde am Sonntag mitteilte, könnte das Saatgut dafür ebenfalls mit dem EHEC-Keim belastet sein. „Aus Vorsorgegründen empfiehlt das BfR, derzeit auf den Verzehr zu verzichten“, sagte BfR-Präsident Andreas Hensel. Bei einem konkreten Fall in Niedersachsen seien selbst gezogene Sprossen möglicherweise die Ursache für die EHEC-Erkrankung einer Familie gewesen. Der Erreger konnte bislang aber noch nicht in den Samen nachgewiesen werden.
Die EHEC-Fahnder versuchten am Sonntag weiterhin mit Hochdruck zu klären, wie der aggressive Darmkeim an Sprossen eines Biohofs im niedersächsischen Bienenbüttel kam. Das sei wichtig, um Vorsorgesysteme zur Bekämpfung künftiger Epidemien zu entwickeln, sagte der niedersächsische Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) am Sonntag in Hannover.
Weiter ist unklar, ob Mitarbeiter den Keim einschleppten oder ob er möglicherweise mit Saatgut in den Betrieb gelangte. Offen ist auch, wie sich die Mitarbeiter infizierten. Sie sollen Sprossen vom Hof gegessen haben.
Der Darmkeim tötete weltweit inzwischen 35 Menschen, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitteilte. Darunter seien 34 Todesfälle in Deutschland und einer in Schweden. Nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) und dem BfR ist es der heftigste jemals registrierte EHEC-Ausbruch weltweit.
Viele EHEC-Kranke werden ihr ganzes Leben unter den Folgen der Epidemie leiden. „Etwa 100 Patienten sind so stark nierengeschädigt, dass sie ein Spenderorgan brauchen oder lebenslang zur Dauerdialyse müssen“, sagte SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach der „Bild am Sonntag“. Er kritisierte zudem, dass die Erkrankungen teils per Post gemeldet würden.
Ein schnelleres System wünscht sich auch das RKI. „Das soll ja auch auf der politischen Ebene überprüft werden“, sagte Sprecher Günther Dettweiler der Nachrichtenagentur dpa. Man müsse darüber sprechen, sobald die Krise vorbei ist. Er räumte ein, dass Informationen auf elektronischem Wege den Empfänger schneller erreichen könnten. Insgesamt gebe es aber „keinen Anlass, sich zu beschweren. Das hat gut funktioniert“.