Hintergrund: Vier Namen in der Diskussion

Berlin (dpa) - Die Kandidatensuche für die Nachfolge des zurückgetretenen Bundespräsidenten Christian Wulff gestaltete sich am Wochenende schwieriger als gedacht. Bei den Beratungen der Koalitionsspitzen waren am Sonntag vor allem vier Namen in der Diskussion.

JOACHIM GAUCK: Der frühere Pastor und DDR-Bürgerrechtler war so etwas wie der „Sieger der Herzen“ bei der Präsidentenwahl 2010, die er erst im dritten Wahlgang gegen Wulff verlor. Der heute 72-Jährige machte sich einen Namen mit der Aufarbeitung der DDR-Vergangenheit. Nach persönlichen Erfahrungen in zwei Diktaturen bezeichnet Gauck „Freiheit“ als sein großes Lebensthema. Als brillanter Redner ist er im In- und Ausland weiter gefragt. Gauck wird auch bei Union und FDP geschätzt. Sein Verhältnis zu Kanzlerin Angela Merkel gilt aber als schwierig. Er selbst hielt sich auch noch am Sonntag bedeckt: „Ich habe doch zu diesem Thema die ganze Zeit nichts gesagt. Deshalb warte ich mal - bis morgen oder übermorgen.“

KLAUS TÖPFER: Der frühere Bundesumweltminister von der CDU gilt seit Jahren als „Öko-Papst“ und respektabler Präsidenten-Kandidat. Auf die Frage, ob er wolle, sagt der in Schlesien geborene 73-Jährige nur: „Dieses Thema ist von mir nicht zu erörtern.“ Bei SPD und Grünen hat er rund um den Atomausstieg gepunktet. Töpfer war einer der zwei Chefs der von Merkel nach dem Gau von Fukushima ins Leben gerufenen Ethikkommission. Töpfer hat bei Union und FDP aber nicht nur Freunde. FDP-Chef Philipp Rösler nannte ihn einen „konservativen Weltverbesserer“. Töpfer hat internationale Erfahrung: Von 1998 bis 2006 war er Direktor des Umweltprogramms der Vereinten Nationen (UNEP) in Nairobi.

WOLFGANG HUBER: Der frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) zählt zu den intellektuellen Vordenkern und bekanntesten Wortführern des deutschen Protestantismus. Der eloquente Sozial- und Bioethiker sieht sich in der Nachfolge protestantischer Denker wie Dietrich Bonhoeffer, der 1945 von den Nazis hingerichtet wurde. Wie dieser ist Huber überzeugt, dass die Kirche sich in die gesellschaftliche Debatte einmischen muss. Bevor er 1994 Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg wurde, hatte der Theologie- Professor ein SPD-Bundestagsmandat angestrebt. Der 69-Jährige hat sich stets für eine bessere Integration und gegen Ausländerhass eingesetzt.

PETRA ROTH: Die kommunale Spitzenpolitikerin war 17 Jahre das Gesicht der Finanzmetropole Frankfurt am Main. Im Sommer tritt die 67-jährige CDU-Politikerin vorzeitig vom Amt zurück, um das Feld für einen Generationenwechsel freizumachen, wie sie selbst sagt. Die langjährige Präsidentin des Deutschen Städtetags gilt als umgängliche Politikerin, die mit den Bürgern ins Gespräch kommt. Sie ist stolz auf den interreligiösen Dialog der drei Kirchen in Frankfurt und die Einbürgerung von mehr als 30 000 Ausländern. Wegen ihres präsidialen Stils wurde sie aber auch schon als „Sonnenkönigin vom Römerberg“ verspottet. Die Witwe und Mutter zweier erwachsener Söhne ist gebürtige Bremerin.