Hintergrund: Von Heuss bis Wulff

Berlin (dpa) - Die Bundesrepublik Deutschland hatte bisher zehn Bundespräsidenten, die im Amt unterschiedliche Schwerpunkte setzten. Die besten Ergebnisse vor der Wahl 2012 erhielten mit großem Abstand Theodor Heuss und Richard von Weizsäcker.

THEODOR HEUSS (1949-59, FDP*): Der schwäbische Literat verschafft dem Amt Profil und dem neuen Staat Ansehen im Ausland. Er wird 1949 im zweiten Wahlgang mit 52 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt. Fünf Jahre später erhält Heuss bei seiner Wiederwahl im ersten Wahlgang das bislang beste Wahlergebnis aller Bundespräsidenten vor 2012: 88,2 Prozent.

HEINRICH LÜBKE (1959-69, CDU): Verdienste erwirbt sich der Sauerländer vor allem als Besucher und Fürsprecher der Entwicklungsländer. Er wird im zweiten Wahlgang 50,9 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt.

GUSTAV HEINEMANN (1969-74, SPD): Der „Bürgerpräsident“ aus Essen verschreibt sich der „Verankerung der Demokratie und der Ausgestaltung des sozialen Rechtsstaats“. Er wird im dritten Wahlgang mit nur 50,05 Prozent gewählt.

WALTER SCHEEL (1974-79, FDP): Der Rheinländer ist wegen seiner leutseligen Art populär. Aufsehen erregte 1976 seine Entscheidung, das Gesetz zur Abschaffung der Gewissensprüfung bei Wehrdienstverweigerern nicht zu unterzeichnen. Scheel wird im ersten Wahlgang mit 51,3 Prozent gewählt.

KARL CARSTENS (1979-84, CDU): Der aus Bremen stammende Jurist ist anfangs Feindseligkeiten wegen seiner früheren Mitgliedschaft in der NSDAP ausgesetzt. Später erreicht er als wandernder Präsident Popularität. Er wird im ersten Wahlgang mit 51,2 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt.

RICHARD VON WEIZSÄCKER (1984-94, CDU): Er beeinflusst durch seine Reden das politische Klima in Deutschland und wird auch der erste gesamtdeutsche Präsident. Er wird im ersten Wahlgang mit 80,9 Prozent gewählt. Bei seiner Wiederwahl fünf Jahre später übertrifft er dieses Resultat im ersten Wahlgang noch; mit 88,2 Prozent fährt er ein Rekordergebnis ein.

ROMAN HERZOG (1994-99, CDU): Der frühere Verfassungsgerichtspräsident aus Landshut verlangt 1997 mit Blick auf den Reformstau einen „Ruck.“ Er wird im dritten Wahlgang 52,7 Prozent der abgegebenen Stimmen gewählt.

JOHANNES RAU (1999-2004, SPD): Gemäß seinem Lebensmotto „Versöhnen statt spalten“ tritt der frühere nordrhein-westfälische Ministerpräsident für das Zusammenleben von Deutschen und Ausländern ein. Als historisch gilt seine Rede vor dem israelischen Parlament, in der er um Vergebung für die Verbrechen des Holocaust bat. Er wird im zweiten Wahlgang mit 51,8 Prozent gewählt.

HORST KÖHLER (2004-2010, CDU): Der Ökonom und Ex-Direktor des Internationalen Währungsfonds ist der erste Seiteneinsteiger an der Staatsspitze. Sein Rücktritt am 31. Mai 2010 wegen Kritik an Interview-Äußerungen zum deutschen Afghanistan-Einsatz kommt überraschend. Er wird in seine erste Amtszeit im ersten Wahlgang mit 50,17 Prozent gewählt. Für seine zweite Amtszeit bekommt er 2009 im ersten Wahlgang ebenfalls 50,1 Prozent.

CHRISTIAN WULFF (2010-2012, CDU): Mit 51 Jahren wird er der bisher jüngste Bundespräsident, mit 598 Tagen hat er auch die bisher kürzeste Amtszeit. Nach Horst Köhler ist er das zweite Staatsoberhaupt in der bundesdeutschen Geschichte, das vorzeitig zurücktritt. Wulff erhält im dritten Wahlgang 50,3 Prozent der abgegebenen Stimmen.