Hintergrund: Was passiert bei einem „Yes“?
Edinburgh/London (dpa) - Wenn es die Schotten wahr machen und mehrheitlich mit „Yes“ stimmen, wird das Land die britische Union verlassen. Zwischen Edinburgh und London gäbe es enorm viel zu klären.
Die Verhandlungen sollen bereits kurz nach dem Referendum beginnen. Die nächsten Schritte:
MÄRKTE: Die Briten müssen Märkte und Unternehmen beruhigen, um den Kurs des britischen Pfunds zu stabilisieren. Es werden bereits am Freitagmorgen Aussagen von Finanzminister George Osborne, Notenbankchef Mark Carney und auch Schottlands Ministerpräsident Alex Salmond erwartet.
RÜCKTRITTE?: Premierminister David Cameron und Oppositionsführer Ed Miliband von der Labour-Partei stehen vor der Frage, wie es für sie weitergeht - der Verlust eines Teils des Landes würde besonders auch ihnen zugeschrieben. Da das Unterhaus wegen verschiedener Parteitage Sitzungspause hat, ist ein schnelles Misstrauensvotum gegen den Premier eher unwahrscheinlich. Cameron hat bereits angekündigt, er werde nicht freiwillig zurücktreten.
VERHANDLUNGEN LONDON - EDINBURGH: Edinburgh und London haben 18 Monate Zeit, um die Bedingungen der Trennung auszuhandeln. Die Punkte auf der Agenda sind in ihrem Umfang kaum zu überschauen: Währung, Atomwaffen, Grenzkontrollen, Handelsabkommen, Renten- und Gesundheitssystem sind nur einige Punkte.
AUFBAU EINES STAATS: Schottland muss unter anderem eine Armee, ein Steuersystem sowie ein Netz von Botschaften im Ausland aufbauen, seinen Einwohnern Pässe ausstellen, internationale Handelsabkommen schließen und seine Mitgliedschaft in Institutionen wie der EU und der Nato klären.
BRITISCHE PARLAMENTSWAHLEN: Für den 7. Mai 2015 sind Parlamentswahlen in Großbritannien geplant. Die Schotten sind noch wahlberechtigt. Ob der Termin im Fall eines „Ja“ bleibt, ist unklar - Schottland schickt 59 Abgeordnete nach London, davon gehören derzeit 40 zu Labour. Sollten die Sozialdemokraten die Wahl gewinnen, könnte ihnen die Mehrheit wegbrechen, wenn die schottischen Abgeordneten mit der Unabhängigkeit ein Jahr später ihr Mandat verlieren. Zudem säßen damit Schotten auf beiden Seiten des Verhandlungstischs.
UNABHÄNGIGKEIT: Schottland würde am 24. März 2016 unabhängig.
SCHOTTISCHE PARLAMENTSWAHLEN: Schottland wählt am 5. Mai 2016 ein neues Parlament.
REFERENDUM ÜBER EU-MITGLIEDSCHAFT: Sollte der Konservative David Cameron wiedergewählt werden, hat er für 2017 ein Referendum über den Verbleib Großbritanniens in der EU in Aussicht gestellt. Die Schotten würden dann nicht mehr mit abstimmen - damit fehlen den EU-Befürwortern viele Stimmen.