Hintergrund: Wer leitet den Vatikan bis zur Neuwahl?

Berlin (dpa) - Wenn das Amt des Papstes nicht besetzt ist, übernimmt der Camerlengo die Leitung des Vatikans.

Der Kardinalkämmerer des Heiligen Stuhls steht der Apostolischen Kammer vor, die während der sogenannten Sedisvakanz zwischen dem Ende eines Pontifikats und der Ausrufung eines neuen Papstes die Güter des Vatikans verwaltet. Drei Kardinäle unterstützen ihn dabei.

Bisher endete ein Pontifikat normalerweise mit dem Tod des Papstes, den der Camerlengo offiziell feststellen muss. Dann nimmt er dem Verstorbenen den Fischerring ab, das Symbol der päpstlichen Macht. Den Ring zerschlägt er bei der folgenden Vollversammlung der Kardinäle mit dem Bleisiegel des Pontifikats vor den Augen der Anwesenden. Benedikts Fischerring soll hingegen nicht zerschlagen, sondern lediglich gebrochen werden, das Siegel wird ungültig gemacht.

Mit Beginn der Sedisvakanz versiegelt der Camerlengo das Arbeitszimmer und die Privatgemächer des Papstes. Er ist vorübergehend Hausherr der päpstlichen Paläste. Er bereitet auch das Konklave in der Sixtinischen Kapelle vor und überwacht den ordnungsgemäßen Ablauf der Papstwahl.

Das Amt des Camerlengo war im 15. Jahrhundert geschaffen worden. 1996 regelte Papst Johannes Paul II. Papstwahl und Sedisvakanz in einer Apostolischen Konstitution.

Seit 2007 ist der 78-jährige Tarcisio Bertone Camerlengo. Der ehemalige Erzbischof von Vercelli und Genua war als Sekretär der Glaubenskongregation bereits unter Präfekt Joseph Ratzinger dessen engster Mitarbeiter. 2006 machte ihn Papst Benedikt XVI. zum Kardinalstaatssekretär und damit zu seiner rechten Hand. Bertone gilt als einer der möglichen Nachfolger Benedikts.