Hintergrund: Wie verläuft eine muslimische Bestattung?
Wächtersbach (dpa) - Wie alle Religionen hat der Islam Begräbnisrituale, die der speziellen Vorstellung von Tod und Erlösung entsprechen.
So soll ein Verstorbener wenn möglich kurz nach dem Tod bestattet werden, in der Regel innerhalb von 24 Stunden. Eine rituelle Waschung bereitet den Leichnam auf die Beisetzung vor. Je nach Geschlecht des Toten ist dafür ein Mann oder eine Frau zuständig, oft aus der näheren Verwandtschaft.
Danach wird der Tote in weiße Leinentücher gewickelt. Bei Gläubigen, die die Wallfahrt nach Mekka unternommen haben, soll es das Wallfahrtsgewand sein. Nach dem Totengebet wird der Leichnam mit dem Kopf voraus zum Grab getragen. Verwandte und Freunde wechseln sich dabei ab und betrachten es als besondere Ehre, das Gewand des Toten zu berühren. Ein Sarg ist in der Tradition nicht vorgesehen, doch es gibt Ausnahmen. Meist wird der Tote auf einem Holzbrett in das Grab gelassen und so auf die rechte Seite gelegt, dass sein Gesicht nach Mekka weist, dem heiligsten Ort im Islam.
Am offenen Grab werden die Totengebete gesprochen: das Glaubensbekenntnis, das Gebet der 1. Sure des Koran, Fürbittengebete und der Friedensgruß. Die Trauergemeinde schließt das Grab mit Erde, auf die Grablegung folgt ein gemeinsames Mahl. Urnenbeisetzungen sind nicht vorgesehen, denn eine Auferstehung mit Leib und Seele beim Jüngsten Gericht ist nach einer Verbrennung im Islam theologisch nicht denkbar.
In der dreitägigen Trauerzeit werden Beileidsbesuche abgestattet, die Angehörigen sprechen Gebete und rezitieren aus dem Koran. Die engsten Verwandten tragen 40 Tage lang dunkle Trauerkleidung. In dieser Zeit sind Hochzeiten, Musik- und Tanzveranstaltungen für die Familie tabu. Die Trauerzeit endet mit einem Essen und dem Besuch des Grabes.