Janukowitsch warnt vor Blutvergießen auf der Krim
Rostow am Don (dpa) - Der entmachtete und aus seiner Heimat geflohene ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch warnt vor einem Blutvergießen auf der Halbinsel Krim. Was jetzt dort geschehe, sei eine „natürliche Reaktion“ auf die Machtergreifung durch „Banditen“ in Kiew, sagte er in der russischen Stadt Rostow.
„Die Krim-Bewohner werden sich natürlich nicht den Nationalisten beugen“, betonte Janukowitsch. Dort gebe es jetzt eine Selbstverteidigung. Die mehrheitlich russischstämmige Bevölkerung schütze ihren Grund und Boden. Die Krim solle aber mit einer erweiterten Autonomie im Bestand der Ukraine bleiben, mahnte er.
Bei seiner im russischen Staatsfernsehen übertragenen Pressekonferenz warnte er mehrfach vor einem Auseinanderbrechen der Ukraine. Für das „Chaos und die Katastrophe“ seien EU und USA verantwortlich, die die „Banditen-Führung in Kiew“ bei ihrem Umsturz unterstützt hätten. Dass es viele Tote und Verletzte gab, sei Folge dieser Politik gewesen.
Mehrere Außenminister der Europäischen Union hätten vergangene Woche in Kiew in seinem Beisein eine Vereinbarung für den Ausweg aus der Krise ausgehandelt. Doch niemand habe sich letztlich daran gehalten, kritisierte Janukowitsch. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier hatte in Kiew verhandelt. „Ich bin betrogen worden“, betonte Janukowitsch, der kaum staatsmännisch, aber aufgeregt sprach.
Nach seiner Flucht aus der Ukraine am vergangenen Wochenende bezeichnete sich Janukowitsch wiederholt als rechtmäßiger Präsident der Ex-Sowjetrepublik. Er kündigte an, aus dem russischen Exil weiter für die Zukunft und die Einheit seines Landes zu kämpfen. Er wolle erst zurückkehren, wenn die „rechtmäßige Ordnung“ hergestellt sei.
In seinem Land sei eine faschistische Minderheit an die Macht gekommen. „Ich halte die Oberste Rada für nicht legitim“, sagte Janukowitsch über die Parlamentsarbeit. Wiederholt entschuldigte er sich bei seinen Landsleuten, dass ihm die Lage entglitten sei. Geflohen sei er, um sein Leben und das der Angehörigen zu schützen.
Demnach führte der Fluchtweg von Kiew über Charkow und schließlich über die Halbinsel Krim nach Russland. Dabei hat sich Janukowitsch nach eigenen Angaben per Flugzeug, Auto und Hubschrauber bewegt und sei unterwegs auch beschossen und aufgehalten worden. Wie genau er von der Krim nach Russland kam, sagte er nicht. Patriotische Offiziere hätten ihm auf der Flucht geholfen und sein Leben gerettet.
Über die leere ukrainische Staatskasse sagte der Politiker, dass Kiew mit dem wochenlangen Machtkampf und den gewaltsamen Protesten auf dem Maidan letztlich keine Hilfe mehr von russischer Seite erhalten habe. Der Geldstrom aus Moskau sei versiegt. Janukowitsch wies Vorwürfe zurück, er habe Geld ins Ausland geschafft. „Ich habe keine Konten und kein Eigentum im Ausland. Ich bin ein gläserner Mensch“, sagte er.