Japanologe: Japan wird Erdbeben schnell bewältigen
Heidelberg (dpa) - Japan wird die Folgen des schwersten Erdbebens in seiner Geschichte nach Einschätzung des Japanologen Harald Fuess relativ rasch überwinden.
„Das Land ist viel schneller als beispielsweise Deutschland, wenn es darum geht, Häuser und Straßen zu reparieren“, sagte der Heidelberger Professor der Nachrichtenagentur dpa. Der Wiederaufbau werde die Verschuldung Japans, die aktuell bei rund 200 Prozent des Bruttoinlandsprodukts liege, nach oben treiben. „Die Regierung muss sich aber nur trauen, die Mehrwertsteuer von derzeit fünf Prozent heraufzusetzen, dann bekommt sie das Problem schnell in den Griff“, meinte Fuess.
Wirtschaftlich sieht Fuess die Zerstörungen der riesigen Flutwelle für lösbar. „Das Problem liegt eher auf der politischen Ebene.“ Der Experte hofft, dass die Regierung nicht denselben Fehler begehe, wie bei dem schweren Erdbeben in Kobe 1995. Damals verstrich wertvolle Zeit, weil tagelang darüber gestritten wurde, ob die Armee in dem Katastrophengebiet eingesetzt werden dürfe.
Erdbeben seien Teil der historischen Erfahrung in Japan, betont Fuess, ebenso wie Brände. „Traditionell sind die Häuser oft aus Holz. Wichtige Dokumente wurden jedoch in einem Steintresor außerhalb des Gebäudes aufbewahrt“. Die Menschen in Japan rechneten jederzeit mit Katastrophen aller Art. „Es gibt ein ganzes Ritual an vorbereitenden Maßnahmen.“ Dazu gehöre auch der jährliche „Katastrophentag“, an dem die Bevölkerung den Ernstfall trainiere.
Gespannt ist Fuess, ob sich die bisher positive Haltung der Bevölkerung zur Atomenergie ändern wird. Das Erdbeben hatte zu Störfällen in Kraftwerken geführt. Möglicherweise schwinde jetzt die Unterstützung der Bevölkerung, meint der Japan-Kenner.