Kabul erfuhr erst kurz vor Landung von Merkel-Besuch

Masar-i-Scharif/Kabul (dpa) - Die afghanische Regierung ist am Freitag erst kurz vor der Ankunft von Bundeskanzlerin Angela Merkel in Masar-i-Scharif über den Besuch informiert worden.

Aus deutschen Regierungskreisen hieß es, die Regierung von Präsident Hamid Karsai sei aus Sicherheitsgründen erst kurz vor der Landung von der Deutschen Botschaft über die Blitzvisite in Kenntnis gesetzt worden. Auch ein Berater Karsais sagte, die Regierung in Kabul habe vorher nicht gewusst, dass Merkel einen Besuch in Afghanistan plane.

Der Präsidentenberater, der nicht namentlich genannt werden wollte, sagte, unangemeldete Besuche entsprächen nicht der „diplomatischen Norm“. Es sei „ziemlich respektlos“, wenn ausländische Regierungsvertreter das Land besuchten, ohne die Regierung in Kabul darüber in Kenntnis zu setzen.

Merkel besuchte Bundeswehr-Soldaten in den Feldlagern Kundus und Masar-i-Scharif in Nordafghanistan. Nach Kabul reiste sie nicht. Es kam zu keinem Treffen mit Karsai.

Merkel hatte bereits bei ihrem vorherigen Besuch im März 2012 Karsai nicht getroffen. Sie hatte allerdings vom Feldlager in Masar-i-Scharif aus mit ihm telefoniert. 2010 hatte ein Truppenbesuch des damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler in Masar-i-Scharif für Irritationen in Kabul gesorgt, weil die afghanische Regierung weniger als 48 Stunden vorher informiert worden war. Zudem reiste auch Köhler damals nicht nach Kabul, um Karsai zu treffen.

Ende 2010 war US-Präsident Barack Obama zu einem Truppenbesuch im US-Stützpunkt Bagram. Nach afghanischen Angaben hatte er sich vorher nicht bei der Regierung in Kabul angemeldet. Karsai hatte er während seines Aufenthalts nicht getroffen. Offizieller Grund dafür, dass kein Treffen zustandekam, war ein Sandsturm.