Kampf gegen Islam und Europa: Geert Wilders gibt nie auf
Amsterdam (dpa) - Seit zehn Jahren beherrscht der Rechtspopulist Geert Wilders die politische Bühne der Niederlande. Er wütet gegen den Islam und Europa. Nun erlebt er die dritte Wahlschlappe in Folge.
Ein Selfie mit ihm ist begehrt: Im Wahlkampf posierten Niederländer gerne mit Wilders vor der Handy-Kamera. Dazu haben sie nicht oft Gelegenheit. Denn seit zehn Jahren ist umstrittene Politiker die am besten geschützte Person des Landes. Nach islamistischen Terrordrohungen bewachen Bodyguards den 50-Jährigen rund um die Uhr.
Wilders Arena ist das Parlament in Den Haag, und am liebsten kommuniziert er über Twitter. Er beherrscht die politische Bühne des Landes. Kerzengerade, lächelnd, immer mit knalligem Schlips. Doch in der Nacht zum Freitag vergeht ihm das siegessichere Lächeln. Erst Stunden nach den für ihn desaströsen Europawahl-Prognosen tritt er vor seine Anhänger - müde. „Wir haben wie die Löwen gekämpft“, sagt er.
Es ist seine dritte Wahlschlappe in Folge. Das und auch die Isolation haben Spuren hinterlassen. Schmutzig-graue Strähnen durchziehen seine platinblond gefärbte Haartolle. Sein Eifer aber, den Islam und Europa zu bekämpfen, scheint ungebrochen. „Ich gebe nicht auf“, sagt der Mann aus der Karnevalshochburg Venlo oft und richtet seine ohnehin sehr lange Gestalt noch weiter auf.
Seinen Hass auf den Islam begründet er mit eigenen Erfahrungen auf Reisen in arabische Länder und seiner großen Sympathie für Israel, wo er zwei Jahre lebte. Er verglich den Koran mit Hitlers „Mein Kampf“ und in seinem Propaganda-Video „Fitna“ („Prüfung“) stellte er den Islam als Quelle des Terrorismus dar. 2011 wurde er aber vom Vorwurf der Diskriminierung und Aufhetzung freigesprochen.
„Genug ist genug“, sagt der Meister der plakativen Sprüche als Begründung für einen Austritt aus der EU. Der Euro sei „Wahnsinn“ und die Niederlande müssten die Grenzen wieder schließen. Nach Hetze gegen Arbeitsmigranten aus Bulgarien, Rumänien und Polen nannten ihn Politiker und Intellektuelle einen Brandstifter.
1998 war der einstige Versicherungskaufmann für die rechtsliberale VVD ins Parlament eingezogen. Nach dem Bruch gründete er seine eigene Partei für die Freiheit (PVV). 2010 hatte diese ihren bisher größten Erfolg und wurde drittstärkste Kraft mit 24 Mandaten. Bis 2012 hielt Wilders sogar die Minderheitsregierung der Rechtsliberalen und Christdemokraten im Sattel.
Doch nun sinkt sein Stern, Wilders wird von den Medien und etablierten Parteien weniger beachtet und isoliert. Um trotzdem Aufmerksamkeit zu erregen, werden die Attacken radikaler. Im März wütete er in bisher beispielloser Art gegen Marokkaner in den Niederlanden. Daraufhin erstatteten Tausende Niederländer Strafanzeige wegen Aufhetzung und Rassismus. Empört kehrten ihm auch eigene Abgeordnete den Rücken. Und nun halten ihm auch offnbar Henk und Ingrid nicht mehr die Stange. So nennt Wilders seine Anhänger gerne.