Kirch bescherte Bundesliga viel Geld - und Existenznöte
Hannover (dpa) - Mediengigant Leo Kirch hat die Geschichte der deutschen Bundesliga-Vermarktung ganz entscheidend geprägt.
Als der Medienunternehmer 1992 mit seiner Tochterfirma ISPR erstmals in das lukrative Fußball-Geschäft einstieg und die Senderechte vom DFB erwarb, versprach er den Clubs viel Geld. Anfangs hielt er sein Versprechen. Die Bundesliga lief auf Sat.1 bei „ran“, der Rubel rollte, die Vereine kassierten Millionen und zahlten ihren angestellten Profis entsprechende Gehälter.
Dabei war schon in diesen vermeintlich guten Zeiten eine Refinanzierung der teuren Rechte kaum möglich. Der große Knall kam mit dem dritten Bundesliga-Vertrag, den die Kirch Media im Jahr 2000 mit der Deutschen Fußball Liga (DFL) schloss. Rund 1,5 Milliarden Euro sollten die Proficlubs innerhalb der nächsten vier Jahre erhalten.
Die TV-Rechte wurden aber nicht gewinnbringend verkauft, sondern innerhalb des Konzerns an eigene Tochterfirmen weitergeleitet. Im Free-TV berichteten Sat.1 und das DSF (heute Sport1) über die Bundesliga, im Pay-TV war der 2000 von Kirch übernommene Sender Premiere (heute Sky) der Partner für die Live-Übertragungen.
Das System funktionierte nur zwei Jahre. Die Kirch-Pleite stürzte 2002 den deutschen Profi-Fußball in seine größte Krise und viele Vereine in Existenznot. Vor allem kleinere Clubs hingen bis zu 50 Prozent am Geld aus dem Fernseh-Topf, der jetzt deutlich weniger gut gefüllt war.
Die Ausgliederung von Premiere und die Rückkehr der ARD-Sportschau bewahrten ein Jahr später die Liga vor dem völligen Finanzcrash. Kirch gab aber nicht auf. 2007 versuchte er - diesmal ohne eigenen TV-Sender - ein Bundesliga-Comeback und wollte die Rechte über das Tochterunternehmen Sirius kaufen.
500 Millionen Euro pro Saison garantierte Kirch den Fußballclubs, der Sechsjahresvertrag hatte ein Volumen von drei Milliarden Euro. Ein Bankunternehmen sollte für Kirch bürgen. Nur der Hamburger SV stimmte gegen den Deal. Letztlich verweigerte das Kartellamt die Zustimmung. Inzwischen vermarktet sich die Liga selbst, aus dem Verkauf der Inlandsrechte sind in der nächsten Saison 428 Millionen Euro fällig.