Kretschmer für einheitliche Dissertations-Standards
Berlin (dpa) - Nach dem Verlust des Doktortitels von Bundesbildungsministerin Annette Schavan (CDU) hat der stellvertretende CDU/CSU-Fraktionsvorsitzende Michael Kretschmer einheitliche Standards gefordert.
„Wir brauchen jetzt einheitliche Standards, mit denen nicht nur Doktorarbeiten, sondern auch die Prüfungen von Dissertationen bewertet werden“, sagte Kretschmer am Mittwoch im ZDF-Morgenmagazin. Es gehe nicht „um eine einzelne Frau und Wissenschaftsministerin“, sondern um viele Zehntausende Dissertationen, die von „so einem fragwürdigen“ und „mehr als kritikfähigem Verfahren“ geprüft werden.
Inzwischen werden Forderungen nach dem Rücktritt der Ministerin immer lauter. Grünen- Fraktionschefin Renate Künast hält Schavan als Bildungsministerin nicht mehr für glaubwürdig. Zwar sei der Titelentzug nach mehr als 30 Jahren „menschlich und persönlich tragisch“, sagte sie im ZDF-Morgenmagazin. Trotzdem könne man Schavan als Wissenschaftsministerin so nicht mehr ernst nehmen.
Kretschmer wies diese Rücktrittsforderung an die Adresse Schavans zurück. In Deutschland sei für den Job des Bildungsministers ein Doktortitel keine Voraussetzung. Vielmehr sei Schavans fachliche Einigung ausschlaggebend.
Erste Plagiatsvorwürfe gegen Schavan waren Ende April 2012 anonym im Internet aufgetaucht. Nach neun Monaten Überprüfung in mehreren Instanzen beschloss der zuständige Fakultätsrat am Dienstag, Schavan die Doktorwürde abzuerkennen.