Kritik an Leyens Vorstoß zu familienfreundlicherer Bundeswehr
Berlin (dpa) - Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) erntet mit ihrem Vorstoß zu einer familienfreundlicheren Bundeswehr bei der Opposition Kritik.
„Die Umsetzung der Maßnahmen wird viel Geld kosten, das bislang nicht im Verteidigungshaushalt zur Verfügung steht“, sagte der Grünen-Verteidigungspolitiker Tobias Lindner dem „Handelsblatt“ (Montag). „Die Ministerin muss sagen, wie sie das finanzieren will.“
Allein ein flächendeckendes Kita-Angebot koste eine zweistellige Millionensumme, schätzt Lindner, der auch im Haushaltsausschuss der Bundestags sitzt. Für flexiblere Arbeitszeiten sei zudem die Einstellung zusätzlichen Personals notwendig. Auch die Linksfraktion hatte sich bereits kritisch geäußert.
Dagegen hatte neben dem Koalitionspartner SPD auch der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus die Initiative begrüßt. Gerade weil der Militärdienst immer auch von persönlichen Härten geprägt sei, müsste das Möglichste getan werden, um das Arbeitsumfeld familienfreundlich zu gestalten, sagte der Freidemokrat dem „Handelsblatt“ (Montag).
Von der Leyen selbst verteidigte ihren Vorstoß, mit dem sie sich deutlich von ihrem Vorgänger Thomas de Maizière (CDU) absetzt. „Das ist eine Agenda, die überfällig ist“, sagte sie im ZDF. Andere Themen - etwa auch die skandalträchtige Rüstungsbeschaffung - kämen automatisch auf sie zu.
Künftig sollen Soldaten nach dem Willen der Ministerin ganz selbstverständlich Teilzeitmöglichkeiten nutzen können, etwa die Option einer Drei- oder Viertagewoche in einer Familienphase, ohne Karriererückschritte. „Ich denke auch an Lebensarbeitszeitkonten, auf die Überstunden eingezahlt werden und von denen Freizeiten abgehoben werden können, sei es für die Betreuung von kleinen Kindern oder alter Eltern“, hatte sie in der „Bild am Sonntag“ erklärt. Die häufigen Versetzungen der Soldaten will von der Leyen auf das Notwendige begrenzen. Als eine der ersten Maßnahmen plant von der Leyen den Ausbau der Kinderbetreuung in den Kasernen. Für die Betreuung in Randzeiten sollte stärker mit flexiblen Tagesmüttern gearbeitet werden.