Kritik an Wulff in Niedersachsen-CDU
Berlin/Hannover (dpa) - In der niedersächsischen CDU wächst nach der versuchten Einflussnahme von Christian Wulff auf die kritische Berichterstattung der „Bild“-Zeitung zur Kreditaffäre die Distanz zum Bundespräsidenten.
„Viele Parteifreunde haben bei mir angerufen. Alle äußerten sich negativ zu Wulffs Verhalten“, sagte der stellvertretende Vorsitzende der CDU-Landtagsfraktion, Karl-Heinz Klare, der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (Dienstag). „Die Leute wollten totale Aufklärung, sonst wird das Amt des Bundespräsidenten beschädigt.“
Der frühere Landtagspräsident Jürgen Gansäuer (CDU) ging dem Bericht zufolge in einer Laienpredigt in der hannoverschen Marktkirche auf den Fall Wulff ein. Er erklärte, auch ein Bundespräsident könne der Sündhaftigkeit nicht entfliehen. Für Christen sei deshalb die Vergebung wichtig, aber das Vergeben setze eine „ehrliche und ernsthafte Einsicht und Reue voraus“. Ob Einsicht wirklich vorhanden sei oder nur geheuchelt werde, kann laut Gansäuer „nur Gott erkennen“.
Wulff steht seit Mitte Dezember wegen seiner Kredite für den Kauf eines Eigenheimes in seiner Zeit als niedersächsischer Ministerpräsident in der Kritik. Eine neue Dimension erhielt der Fall, nachdem bekannt wurde, dass der Bundespräsident persönlich durch einen Anruf bei „Bild“-Chefredakteur Kai Diekmann versucht hat, die erste Veröffentlichung der Zeitung zu den Krediten am 13. Dezember zu verhindern. Bei Springer-Chef Mathias Döpfner intervenierte er nach Angaben des Verlages ebenfalls erfolglos. Auch an die Springer-Mehrheitsaktionärin Friede Springer soll sich Wulff gewandt haben, wie die Online-Ausgabe des Magazins „Cicero“ schrieb.