Leiche in Terroristen-Wohnung gefunden
Paris (dpa) - Eine Woche nach den Anschlägen von Paris mit 129 Todesopfern haben die Ermittlungen wichtige Details über die islamistische Terrorzelle ans Licht gebracht.
So entdeckte die Polizei am Freitag in der erstürmten Wohnung im Vorort Saint-Denis eine dritte Leiche. Die Staatsanwaltschaft identifizierte sie als Hasna Aitboulahcen, nach Medienberichten die Cousine des getöteten Drahtziehers Abdelhamid Abaaoud. Die EU-Staaten wollen künftig an den europäischen Außengrenzen strenger kontrollieren, um Terrorverdächtige aufzuspüren.
Der 28-jährige Abaaoud war zusammen mit zwei weiteren Verdächtigen, darunter offenbar seine Cousine, bei dem Polizeieinsatz in Saint-Denis am Mittwoch ums Leben gekommen. Der belgische Extremist, der auch in Syrien für die Terrormiliz Islamischen Staat (IS) gekämpft hat, wurde anscheinend am Abend der Attacken in einer Metrostation östlich von Paris gefilmt. BMFTV veröffentlichte ein Bild, das ihn am 13. November spätabends in der Metro-Station Croix de Chavaux in Montreuil zeigen soll. In der Nähe hatten Ermittler einen schwarzen Seat mit Waffen sichergestellt, aus dem heraus die Attentäter die Cafés und Restaurants beschossen hatten. Der Wagen war von Brahim Abdeslam gemietet worden, der sich in die Luft sprengte.
Bei den Anschlägen waren am Stade de France in Saint-Denis sowie in der Hauptstadt selbst mindestens 129 Menschen getötet worden, darunter auch zwei Deutsche. 352 Menschen wurden teils lebensgefährlich verletzt.
Mindestens ein Terrorverdächtiger ist weiter auf der Flucht: Der 26-jährige Salah Abdeslam, ein Bruder eines der Selbstmordattentäter, wird mit internationalem Haftbefehl gesucht.
Bürger mit europäischem Pass sollen bei der Ein- und Ausreise in die EU künftig wieder polizeilich überprüft werden. Auf diese Weise könnten Fahnder rückkehrende Syrien-Kämpfer und potenzielle Dschihadisten mit EU-Pass aufspüren. Darauf verständigten sich die EU-Innen- und -Justizminister bei einem Sondertreffen in Brüssel. „Wir müssen diese Kontrollen vor Ort jetzt auch durchführen, das ist unsere Pflicht“, sagte der luxemburgische Minister Etienne Schneider. Die Minister hätten die EU-Kommission aufgefordert, den Schengen-Grenzkodex entsprechend abzuändern, sagte Schneider.
Zudem vereinbarten die EU-Staaten eine engere Kooperation von Polizei und Justiz im Anti-Terror-Kampf. Die Minister setzen sich auch dafür ein, dass bis Jahresende ein europäisches System zur Speicherung der persönlichen Daten von Fluggästen auf Vorrat geschaffen wird, das Terrorfahnder nutzen können.
Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) sagte, die Behörden müssten wissen, wer nach Europa zurückkomme, damit sie reagieren können. Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) wies darauf hin, dass bei den Anschlägen in Paris zwei Syrien-Heimkehrer beteiligt waren. Laut europäischer Polizeibehörde Europol sind bis zu 5000 Europäer nach Syrien ausgereist und haben dort gekämpft.
EU-Innenkommissar Dimitris Avramopoulos regte den Aufbau eines europäischen Geheimdienstes an. Dieser Vorschlag ist aber umstritten, da die Geheimdienstarbeit in die nationale Kompetenz fällt. Deutschland lehnt einen neuen europäischen Nachrichtendienst ab.
In Paris stand im Senat, der zweiten Kammer des Parlaments, die Abstimmung über die Verlängerung des Ausnahmezustands an. Wie am Donnerstag in der Nationalversammlung wurde auch dort ein Ja erwartet. Erweiterte Befugnisse der Sicherheitsbehörden würden damit in Frankreich bis Ende Februar in Kraft bleiben.
Frankreich will mit einer zentralen Zeremonie der Opfer der Terrorattacken in Paris und Saint-Denis gedenken. Die Trauerfeier am 27. November findet nach einem Bericht von Europe 1 im Invalidendom von Paris statt.
Nach Russland legte auch Frankreich eine UN-Resolution zur Unterstützung des Kampfes gegen den IS vor. Das Entwurfspapier, das den 15 Mitgliedern des Gremiums übermittelt wurde, verurteilt die jüngsten Terroranschläge des IS unter anderem in Paris und ruft zu verstärkten gemeinsamen Anstrengungen gegen den Terror auf.
Der französische Präsident François Hollande wies zudem eine Ausweitung der französischen Luftangriffe auf IS-Stellungen in Syrien an. Nach den Terroranschlägen hatte Paris die Luftangriffe bereits verstärkt. In den kommenden Tagen soll zudem der Flugzeugträger „Charles de Gaulle“ im östlichen Mittelmeer einsatzbereit sein.