Löw: In den K.o.-Spielen eine erhöhte Dynamik
Recife (dpa) - Fragen an Bundestrainer Joachim Löw in der Pressekonferenz nach dem 1:0 des deutschen Teams und dem Einzug ins WM-Achtelfinale:
Frage: Es war kein leichtes Spiel für Deutschland. Waren Sie beeindruckt von diesem US-Team?
Löw: Dass es ein schweres Spiel werden würde, darauf waren wir eingestellt. Ich hätte die Amerikaner ein bisschen aktiver erwartet. In den ersten beiden Spielen standen sie relativ hoch und haben den Gegner bearbeitet. Wir waren insgesamt die klar dominante Mannschaft. Wir haben das Spiel aus einer guten Organisation bestritten und bis auf die letzte Minute keine Torchance zugelassen. Wir hatten eine gute Präsenz. Dass wir fighten mussten, um sie zu schlagen, war klar.
Frage: Jürgen Klinsmann sagte nach dem Achtelfinaleinzug, jetzt gehe das Turnier erst richtig los. Wie sehen Sie Ihren weiteren Weg?
Löw: Klar, jetzt im Achtelfinale geht es um alles oder nichts. Entweder man gewinnt oder man fährt nach Hause. In den K.o.-Spielen ist natürlich eine erhöhte Dynamik und Brisanz.
Frage: Sie hatten von einem Fight gegen die USA gesprochen. Wie hat Ihnen der Fighter Bastian Schweinsteiger gefallen?
Löw: Im Mittelfeld waren wir schon sehr, sehr stark. Unser Mittelfeld hat das Spiel beherrscht. Wir haben gut Druck gemacht, wir haben gut zugestellt, wir haben nicht viele Angriffe durchkommen lassen. Schweinsteiger war - solange die Kräfte gereicht haben - kämpferisch sehr, sehr gut. Es war der richtige Zeitpunkt, Sami Khedira eine Pause zu geben und ihn mal zu schonen nach zwei harten Spielen. Schweinsteiger hatte - solange seine Kräfte da waren - ein sehr gutes Laufpensum. Und er stand auch für eine gute Organisation.
Frage: Was haben Sie nach dem Spiel zu Jürgen Klinsmann gesagt? Und was sagen Sie dazu, dass die USA die Gruppe überlebt hat?
Löw: Ich habe ihn erstmal nach dem Ergebnis von Portugal gegen Ghana gefragt. Das wusste ich nicht. Er hat mir gesagt, dass sie weiter sind. Da habe ich gesagt, ich gratuliere dir, weil das freut mich wahnsinnig. So klar und zu erwarten war das nicht in dieser schweren Gruppe. Eigentlich galten die USA als Außenseiter. Portugal, mit denen hatte jeder gerechnet. Jetzt hat es Jürgen geschafft, das freut mich natürlich. Für diese Nation ist das ein weiterer Entwicklungsschritt. Wer gegen Ghana gewinnt und gegen Portugal unentschieden spielt, der hat es auch verdient, ins Achtelfinale zu kommen.
Frage: Drei Spiele, vier Tore - was sagen Sie zu dieser Ansage von Thomas Müller?
Löw: Thomas Müller ist körperlich und auch mental unglaublich gut drauf. Für den Gegner ist er schwer zu berechnen, schwierig zu packen. Er geht sehr, sehr schlaue Wege, ist im Strafraum immer irgendwie da. Das Tor war wichtig für uns in dieser Phase. Seine Form ist schon seit Wochen sehr gut. Man hat das Gefühl, es fällt ihm leicht. Er läuft wahnsinnig viel, er macht mit die meisten Kilometer bei uns, hat wahnsinnig gute Laufwerte. Er ist ein sehr, sehr wertvoller Spieler für uns.
Frage: Ungeschlagen ins Achtelfinale - wie fällt Ihre Vorrundenbilanz aus?
Löw: Die Gruppenphase haben wir jetzt überstanden. Das war in der Gruppe nicht ganz so einfach. Viele Dinge macht die Mannschaft gut. Es gibt aber schon immer Dinge, an denen man arbeiten muss, in denen man besser werden kann und besser werden muss. Das war in den drei Spielen der letzte Pass im letzten Drittel, die Konsequenz, die eine oder andere Chance besser herauszuspielen. Das müssen wir besser machen. Die Organisation aber und das aggressive Anlaufen des Gegners waren viel besser als gegen Ghana.
Frage: Sie haben Lukas Podolski aufgeboten und dann zur Pause wieder herausgenommen. Ist der linke Flügel eine der wenigen umstrittenen Positionen in der Mannschaft?
Löw: Lukas war die letzten Wochen extrem engagiert und sehr gut drauf. Er hat immer für Betrieb gesorgt, wenn er reinkam. Ich hatte das Gefühl, dass er nicht ganz die Bindung hatte. Wir hätten über die linke Seite manchmal mehr Breite gebraucht, da ist er ein bisschen zu früh nach innen gegangen. Aber er hatte es, auch wenn er ausgewechselt wurde, verdient zu spielen. In der Halbzeit dachte ich, wir müssen korrigieren auf einer Position.
Frage: Wie beurteilen Sie die Diskussionen um Philipp Lahm und seine Rolle in der Nationalmannschaft nach diesem Spiel?
Löw: Die Diskussionen gibt es nicht erst seit einer Woche. Die Diskussionen gibt es in Deutschland schon seit Jahren. Soll er links oder recht spielen? Seit dieser Saison gibt es vermehrt die Diskussion, soll er im Mittelfeld spielen oder rechts? Die Entscheidung haben wir getroffen. Gegen Portugal hat es klasse geklappt, da habe ich gar nichts gehört. Gegen Ghana haben wir 2:2 gespielt, okay, damit können wir auch mal leben. Da gab es die Diskussionen wieder. Heute war unser Mittelfeld mit Toni Kroos, mit Schweinsteiger, solange die Kräfte gereicht haben, und mit Philipp Lahm absolut dominant. Philipp war vor der Abwehr immer anspielbar, er war taktisch sehr gut und hat für eine gute Organisation gesorgt. Also, im Mittelfeld waren wir insgesamt sehr stark.