Lorenz Caffier: Parteisoldat mit Leidensfähigkeit

Schwerin (dpa) - Lorenz Caffier ist Parteisoldat mit scheinbar großer Leidensfähigkeit. Zum zweiten Mal versucht der gebürtige Sachse, Ministerpräsident in Mecklenburg-Vorpommern zu werden. Dabei endete der erste Anlauf 2011 für die CDU in einem Desaster.

Foto: dpa

Mit Caffier als Spitzenkandidat stürzte die Union auf 23 Prozent ab, ihr bislang schlechtestes Ergebnis bei einer Landtagswahl im Nordosten. Umfragen zufolge könnte es nun noch schlimmer kommen.

Nur mit Mühe hatte sich der heute 61-Jährige an der Spitze der Landespartei halten können, die er seit 2009 führt. Neben dem Wahldebakel kreidete ihm die Parteibasis vor allem die von ihm durchgesetzte Kreisgebietsreform an, in deren Folge im Nordosten die flächenmäßig größten Landkreise Deutschlands entstanden waren.

Dennoch versammelte sich die Landespartei wieder hinter ihrem Vorsitzenden. Im November 2015 wurde er mit 89,2 Prozent im Amt bestätigt und wenig später mit einem noch etwas besseren Ergebnis auch zum Spitzenkandidaten gewählt. Lange hatte sich Caffier geziert, dann aber doch erneut die Bürde übernommen, weil jüngere Kandidaten wie Landtagsfraktionschef Vincent Kokert nicht antreten wollten.

Caffier kann aus den Erfahrungen einer langen politischen Karriere schöpfen. Er war Mitglied der ersten und zugleich letzten frei gewählten DDR-Volkskammer. Dem Landtag in Schwerin gehört er seit Beginn im Herbst 1990 an. 16 Jahre lang war Caffier CDU-Fraktionsgeschäftsführer, ehe er 2006 Innenminister in der SPD/CDU-Koalition wurde.

Ein mitreißender Redner ist Caffier nicht. Er profilierte sich als unaufgeregter und verlässlicher Sachwalter der Landesinteressen. Seine größte Bewährungsprobe als Minister hatte er in der Flüchtlingskrise. Caffier wird es maßgeblich zugeschrieben, dass im Herbst 2015 Tausende Asylsuchende in Mecklenburg-Vorpommern vergleichsweise geordnet aufgenommen und untergebracht wurden. Der Innenminister ist zudem einer der Initiatoren des neuen NPD-Verbotsverfahrens vor dem Bundesverfassungsgericht.

Im Wahlkampf setzt Caffier auf die Karte innere Sicherheit. Dem Koalitionspartner rang er bereits die Schaffung von 100 zusätzlichen Polizeistellen ab. Im CDU-Wahlprogramm ließ er die Forderung nach 555 weiteren Beamten verankern. Seine Forderung nach einem bundesweiten Verbot der Vollverschleierung und der Abschaffung der doppelten Staatsbürgerschaft fand aber selbst in der Union keine Mehrheit.

Caffier lebt in Neustrelitz, ist verheiratet und hat vier Kinder. In der DDR arbeitete er nach dem Ingenieurstudium in einem Landmaschinenkombinat und als Technischer Leiter einer LPG. Dass er seit 1979 der Ost-CDU angehörte, spielt in der Öffentlichkeit keine Rolle mehr. Die Mitgliedschaft habe ihn zur „Blockflöte“ gemacht, bekannte er. Auch aus dieser Offenheit speist sich seine Integrität.