Merkel bei Ministerrücktritten meist distanziert
Berlin (dpa) - Anders als im Fall von Annette Schavan hat Bundeskanzlerin Angela Merkel (beide CDU) bisherige Ministerrücktritte eher distanziert betrachtet:
Der amtsmüde Bundeswirtschaftsminister MICHAEL GLOS (CSU) zum Beispiel hatte im Februar 2009 mit Briefen an den CSU-Vorsitzenden Horst Seehofer sowie an die Kanzlerin um seine Entlassung gebeten. Merkels Regierungssprecher teilte später lediglich mit, die Kanzlerin bedauere den Rücktritt. Nach Medienberichten soll sich Glos bei einer Sitzung der CSU-Landesgruppe darüber beklagt haben, Merkel habe in der Union Zweifel an seiner Eignung als Wirtschaftsminister genährt.
FRANZ JOSEF JUNG (CDU), damals Arbeitsminister, gab seinen Rücktritt im November 2009 in einer kurzen schriftlichen Erklärung bekannt. Grund war der von der Bundeswehr angeordnete Luftangriff von Kundus (Afghanistan) im September mit vielen zivilen Opfern und die Informationspolitik des Verteidigungsministeriums. An dessen Spitze hatte Jung zuvor gestanden. Die Kanzlerin war auf Distanz zu ihrem Minister gegangen und hatte „volle Transparenz“ gefordert.
Als Ex-Verteidigungsminister KARL-THEODOR ZU GUTTENBERG (CSU) die Konsequenzen aus einer Plagiatsaffäre zog und zurücktrat, gab er dies im März 2011 in Berlin ohne Merkel bekannt. Er hatte die Kanzlerin, die währenddessen auf der Computermesse CeBIT in Hannover war, kurz zuvor informiert. Ein Foto zeigt, wie Schavan und Merkel eine SMS auf deren Handy betrachten - möglicherweise hatte Guttenberg darin seinen Rücktritt angekündigt. Viele deuteten die Blicke beider Frauen als verschmitzt und verschwörerisch.
In Merkels Amtszeit bisher einmalig war der Rauswurf von Umweltminister NORBERT RÖTTGEN (CDU) im Mai 2012. Wenige Tage nach dessen Wahldebakel als Spitzenkandidat in Nordrhein-Westfalen trat Merkel allein vor die Presse und erklärte, sie habe Bundespräsident Joachim Gauck um Röttgens Entlassung gebeten. Nach Angaben aus Koalitionskreisen hatte sich dieser geweigert, freiwillig zurückzutreten.