Meinung Warum man Horst Seehofer nicht trauen kann

Der CSU-Chef hat in der Vergangenheit schon öfter den Frieden mit der Bundeskanzlerin ausgerufen - darauf vertrauen kann Merkel nicht. Ein Kommentar.

Horst Seehofer, CSU-Parteivorsitzender und Bundesinnenminister, nach einer Vorstandssitzung seiner Partei zu Asylfrage. (Archivfoto)

Foto: Sven Hoppe

Trau keinem . . ., der eine politische Vita hat wie Horst Seehofer. Der CSU-Chef hat in der Vergangenheit schon oft den Frieden mit der Bundeskanzlerin ausgerufen. Erinnert sei nur an die Episode, als Angela Merkel im vergangenen Jahr von CDU und CSU zur gemeinsamen Kanzlerkandidatin ernannt wurde.

Damals beschwor Seehofer nach Monaten der scharfen Attacken wegen der anstehenden Bundestagswahl eine neue Harmonie. Nur die Bilder passten ganz und gar nicht dazu. Die Realität war eindeutig eine andere.

Wenn nötig, ist Seehofer biegsam wie Schilf im Wind. Der neue Konflikt um die Zurückweisung von Flüchtlingen an der Grenze, der die Unionsschwestern und die schwarz-rote Koalition bis an den Abgrund geführt hat, sei nun erledigt. Behauptet der Innenminister. Wenn die Windschutzscheibe freilich einen Riss hat, um sein Wortspiel aufzugreifen, dann kann sie ganz schnell splittern. Auch dann, wenn der Kratzer nur notdürftig gekittet worden ist — und das ist bei ihm und Merkel eindeutig der Fall.

Denn quasi im selben Atemzug kündigt der Bayer in einem weiteren Interview an, dann doch den Alleingang machen zu wollen, falls die bilateralen Absprachen mit anderen EU-Ländern nicht zustande kommen. Was jetzt angeblich erledigt ist, wird dann mit Macht wieder da sein: Der Mega-Konflikt mit Merkel. Kommt es so, wäre freilich auch die Kanzlerin gescheitert, weil ihre europäischen Lösungen wie vielfach befürchtet tatsächlich nur auf dem Papier bestanden haben. Für Seehofer gilt das aber auch, weil er als Innenminister für das Zustandekommen der Abkommen zuständig ist.

Ein Kommentar von Hagen Strauss.

Dass der CSU-Chef doch wieder Öl ins Feuer gießt, anstatt in Berlin einfach mal seine Arbeit zu machen, ist ein untrügliches Zeichen dafür, wie sehr der Streit nachwirkt und wie fragil die Kompromisslösung in der Asylfrage ist. Trau also keinem Seehofer, der plötzlich den großen Frieden verkündet.