Metaller bekommen in zwei Stufen mehr Geld
München (dpa) - IG Metall und Arbeitgeber haben in der Nacht zum Mittwoch in München einen Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie erzielt. Damit ist ein Streik in der wichtigsten Industriebranche abgewendet.
Die Löhne und Gehälter der bundesweit 3,7 Millionen Beschäftigten sollen ab dem 1. Juli um 3,4 Prozent erhöht werden und in einem zweiten Schritt ab 1. Mai 2014 noch einmal um 2,2 Prozent. Insgesamt hat der neue Tarifvertrag eine Laufzeit von 20 Monaten, für Mai und Juni 2013 gibt es keine Erhöhung. Beide Seiten zeigten sich hoch zufrieden und sprachen von einem fairen Kompromiss. Der kurz nach Mitternacht erzielte Abschluss in Bayern soll nun auch von den übrigen Tarifbezirken übernommen werden.
Der IG-Metall-Vorsitzende Berthold Huber sagte, der Bundesvorstand Metall habe der Einigung bereits in der Nacht zugestimmt und den übrigen Bezirken zur Übernahme empfohlen. Die Zustimmung der Großen Tarifkommission, die am Mittwochmittag zusammentritt, gilt als sicher. Mit der Tariferhöhung würden die Beschäftigten fair und angemessen an der wirtschaftlichen Entwicklung beteiligt, sagte Huber. Die Warnstreiks der vergangenen Tage hätten den notwendigen Druck erzeugt, der für die rasche Einigung nötig gewesen sei. „Die Mitglieder, IG-Vertrauensleute und Betriebsräte haben diesen Erfolg möglich gemacht“, sagte Huber.
Ursprünglich hatte die IG Metall für die deutsche Schlüsselbranche 5,5 Prozent mehr Geld gefordert - bei einer Laufzeit von 12 Monaten. Die Arbeitgeber hatten zunächst 2,3 Prozent bei einer Laufzeit von 13 Monaten angeboten.
Der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Rainer Dulger, hob vor allem die lange Laufzeit hervor. „Der Pilotabschluss sorgt für Planungssicherheit und zeugt von Weitblick und Fairness.“ Das sei auch der bayerischen Verhandlungsführerin auf Arbeitgeberseite, Angelique Renkhoff-Mücke, zu verdanken. Der Abschluss verschaffe Bayern wieder die tarifpolitische Bedeutung, „die dem Land aufgrund seiner starken Metall- und Elektroindustrie zusteht“, sagte Dulger. Es ist der erste Pilotabschluss seit 1995, der in Bayern verhandelt wurde.
Die IG Metall hatte seit Ende der Friedenspflicht am 30. April mit vielen Warnstreiks den Druck auf die Arbeitgeber erhöht. Bundesweit hatten sich in den zwei Wochen mehr als 750 000 Metaller an Aktionen beteiligt.
Der bayerische IG-Metall-Chef und Verhandlungsführer Jürgen Wechsler sagte im ZDF-„Morgenmagazin“: „Ich bin insgesamt und rundum sehr zufrieden.“ Die Arbeitnehmer würden am wirtschaftlichen Erfolg in den Betrieben angemessen beteiligt. Dafür müssten sie mit der relativ langen Laufzeit eine Kröte schlucken. Die Gewerkschaft habe ursprünglich eine kürzere Laufzeit angestrebt, „um ein bisschen mehr einschätzen zu können, wie die wirtschaftliche Lage 2014 ist“, sagte Wechsler.
„Die lange Laufzeit gibt unseren Firmen die nötige Planungssicherheit“, sagte Arbeitgeber-Verhandlungsführerin Renkhoff-Mücke im ZDF. Die Arbeitgeber hätten klar gemacht, „dass uns eine längere Laufzeit sehr, sehr wichtig ist. Und vor diesem Hintergrund sind wir mit dem Ergebnis gestern Abend unterm Strich doch sehr zufrieden.“
Dafür verhinderte die Gewerkschaft Abweichmöglichkeiten vom Tarifvertrag. Öffnungsklauseln seien verhindert worden, sagte Wechsler. Die Arbeitgeber wollten, „dass Betriebe, die in keiner so sehr guten Lage sind, von dem Tarifvertrag abweichen können“, erklärte Renkhoff-Mücke. „Das war ein Punkt, von dem wir letztendlich Abstand nehmen mussten.“ Beide Seiten lobten das konstruktive Klima in den Verhandlungen. Die vierte Tarifrunde hatte am Dienstag gegen 18.00 Uhr begonnen, und bereits kurz nach Mitternacht stand der Kompromiss.