Nach Terrorwarnung in München sind noch viele Fragen offen

München (dpa) - Äußerlich betrachtet herrscht normaler Wochenendbetrieb in Bayerns Landeshauptstadt. Doch die Terrorwarnung vom Silvesterabend hat ihre Nachwirkungen, Münchens Polizei zeigt weiter Präsenz.

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Und während die Fahndung nach möglichen Attentätern läuft, sind noch viele Fragen offen.

WAS WIR WISSEN:

- WARNUNG: Am Silvesterabend erhalten die Sicherheitsbehörden in München gegen 19.40 Uhr einen Hinweis auf bevorstehende Attentate. Demnach planen Anhänger der Terrororganisation Islamischer Staat (IS) um Mitternacht Selbstmordanschläge am Hauptbahnhof und/oder am Bahnhof von Pasing im Westen Münchens. Beide Bahnhöfe werden daraufhin geräumt. Rund 550 Polizisten werden in der Silvesternacht zusätzlich zusammengezogen.

- TERRORISTEN: Dem Hinweis zufolge geht es um fünf bis sieben potenzielle Attentäter aus Syrien und dem Irak. Unter ihnen sollen Selbstmordattentäter und/oder Helfer sein. Von etwa der Hälfte der Verdächtigen wurden Personalien übermittelt, wie Münchens Polizeipräsident Hubertus Andrä erklärt. Er betont, dass es unklar sei, ob es diese Personen überhaupt gebe. Laut „Süddeutscher Zeitung“, WDR und NDR sollten die Personen in einem Münchner Innenstadt-Hotel untergekommen sein, waren aber nicht auffindbar. Laut ZDF ergab ein Abgleich mit Anti-Terror-Datenbanken keine Treffer. Festnahmen gab es bislang nicht.

- GEHEIMDIENSTE: Die konkrete Warnung an Silvester vor einem Anschlag noch um Mitternacht stammt vom französischen Geheimdienst und ergeht zuerst an den Bundes-Verfassungsschutz. Der allererste Hinweis auf die beiden Bahnhöfe - ohne Details zu Verdächtigten und Zeitpunkt - kam laut „Süddeutscher“, WDR und NDR aber bereits spätestens am 23. Dezember, wurde zunächst jedoch für unwahrscheinlich gehalten - bis sich die Informationen verdichteten. Ein Hinweisgeber aus dem Irak wurde den drei Medien zufolge dort vom Bundesnachrichtendienst befragt. Nach dpa-Informationen kam ein früher Hinweis aus den USA. Den deutschen Sicherheitsbehörden lagen dann detaillierte Informationen zu Namen, Orten und möglichem Tatablauf vor.

- ANSCHLAGSPLÄNE: Nach Angaben aus Sicherheitskreisen gab es Hinweise auf ein Anschlagszenario wie Mitte November in Paris - also Selbstmordanschläge sowie Schusswaffengebrauch. In Frankreichs Hauptstadt hatten mehrere Attentäter an verschiedenen Orten zugeschlagen und 130 Menschen getötet.

- SICHERHEITSLAGE: Bereits am Tag nach dem Terroralarm gab es in München nach den Worten des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann keine ganz konkrete Anschlaggefahr mehr. Die Sicherheitslage sei nun nicht viel anders als zuletzt nach den Attentaten in Paris von Mitte November. Einige der 550 Beamten wurden wieder abgezogen. Auch am Samstag waren aber noch 100 bis 200 zusätzlich im Einsatz.

WAS WIR NICHT WISSEN:

- TERRORISTEN: Noch ist völlig unklar, ob es die genannten Attentäter überhaupt gibt. Ausgeschlossen werden könne das aber nicht, betont Polizeipräsident Andrä. Es sei auch nicht bekannt, ob die möglichen Verdächtigen sich tatsächlich in München oder Deutschland aufhielten. Keiner von ihnen habe bislang lokalisiert werden können. Das gelte selbst für die namentlich genannten Verdächtigen.

- ANSCHLAGSPLÄNE: Unklar ist, wie die möglichen Anschläge genau ausgeführt werden sollten. Es sei nicht bekannt, ob die potenziellen Attentäter sich alle selbst beteiligt oder einige auch bloß geholfen hätten, sagt Bayerns Innenminister Herrmann. Nach BR-Informationen war geplant, dass sich die Männer zu zweit an die Anschlagsorte begeben, um sich kurz hintereinander in die Luft zu sprengen. „Bild.de“ schreibt, nach einem Szenario sei das zweite Attentat geplant gewesen, wenn die Rettungskräfte am Ort sind.