Nervöse Märkte nach Wahl in Griechenland
Frankfurt/Paris (dpa) - Die Wahlergebnisse in Griechenland und Frankreich haben die Anleger am Montag in Atem gehalten. Nachdem Euro und Aktienmärkte zunächst massiv unter Druck gerieten, beruhigte sich die Lage im weiteren Handelsverlauf.
Als hohen Unsicherheitsfaktor nannten Analysten die problematische Regierungsbildung in Griechenland. Die Sorgen um einen möglichen Austritt Athens aus dem Euro sind wieder allgegenwärtig. Der Wahlausgang in Frankreich entsprach zwar insgesamt den Markterwartungen, doch Experten zweifeln am Reformwillen des neuen sozialistischen Präsidenten François Hollande. Insgesamt dürfte der Kampf gegen die Schuldenkrise schwieriger werden.
Besonders heftig reagierte der griechische Aktienmarkt auf das Wahlergebnis. Der Leitindex in Athen büßte bis zum späten Nachmittag fast 7 Prozent an Wert ein. Der FTSE/ASE 20, der die 20 größten börsennotierten Unternehmen des Landes umfasst, brach sogar um fast 9 Prozent ein und markierte den tiefsten Stand seit Oktober 2008. Am schlimmsten traf es die griechischen Finanzwerte, die prozentual zweistellige Kursverluste erlitten.
In Deutschland fiel der Dax zwischenzeitlich auf ein Dreimonatstief. Der Leitindex erholte sich allerdings später und fand zurück in die Gewinnzone. Im Nachmittagshandel hatte er seine Verluste komplett wieder aufgeholt und lag bei 6552 Punkten knapp im grünen Bereich. Kurz nach Börseneröffnung hatte der Dax noch mehr als 2,3 Prozent an Wert verloren.
Auch der EuroStoxx 50 drehte zurück ins Plus, nachdem er zuvor bis auf den tiefsten Stand seit Ende Dezember gefallen war. In Paris ging der französische Leitindex Cac 40 ebenfalls auf Berg- und Talfahrt. Nachdem es am Morgen noch um 0,59 Prozent einbüßte, lag er zuletzt schon wieder bei 3178,58 Punkten mit 0,56 Prozent im positiven Bereich. Am New Yorker Aktienmarkt startete der Dow-Jones-Index am Montag leicht im Minus.
Die Börsen in Asien hatten ihre zuletzt schwache Entwicklung bis zum Handelsschluss fortgesetzt: Der MSCI Asia Apex 50, der die Aktienkurse der 50 größten Unternehmen Asiens exklusive Japan abbildet, büßte mehr als 2 Prozent ein. An der Börse in Hongkong verlor der Hang-Seng-Index mehr als 2 Prozent. In Tokio schloss der Leitindex Nikkei 225 nach einer zweitägigen Handelspause jedoch um 2,78 Prozent schwächer bei 9119,14 Punkten. Er sank damit auf den tiefsten Stand seit Mitte Februar.
Die Sorgen an den Aktienmärkten drehten sich vor allem um die ungewisse Lage nach dem Wahlausgang in Griechenland: Konservative und Sozialisten können in Athen weder alleine noch zusammen weiter regieren. Bisher hat sich auch noch keine weitere Partei bereiterklärt, eine neue Regierung zu ermöglichen. „Im neuen griechischen Parlament gibt es keine Mehrheit mehr für den mit IWF und EU vereinbarten Konsolidierungskurs“, sagte Commerzbank-Experte Christoph Weil.
Auch der Eurokurs geriet zwischenzeitlich stark unter Druck, setzte jedoch am Nachmittag zur Erholung an. Die Gemeinschaftswährung fiel im asiatischen Handel zeitweise bis auf 1,2962 US-Dollar, nachdem der Kurs am Freitag noch deutlich über der Marke von 1,31 US-Dollar notiert hatte. Zuletzt notierte der Euro wieder etwas fester und wurde mit 1,3048 Dollar gehandelt.
Die Investoren an den Anleihemärkten zeigten sich relativ unbeeindruckt. So legten die französischen Kurse sogar zu, die Rendite der zehnjährigen französischen Staatsanleihe fiel leicht. In Italien und Spanien sorgte die zunehmende Verunsicherung hingegen für steigende Risikoaufschläge bei den Anleihen, doch auch hier entspannte sich die Lage zuletzt wieder etwas. Besonders deutlich war die Reaktion jedoch am griechischen Anleihemarkt, wo die Rendite für Zehnjahrespapiere um fast zwei Prozentpunkte auf zeitweise über 22 Prozent stieg. Als sicherer Hafen waren derweil einmal mehr die deutschen Anleihen gefragt. Im richtungweisenden zehnjährigen Laufzeitbereich fiel die Rendite um 0,01 Prozentpunkte auf 1,571 Prozent.
Nach den Wahlen sieht Berenberg-Chefvolkswirt Holger Schmieding die Euro-Rettung vor neuen Hürden. „Es ist eine prekäre Situation, die vor allen Dingen erfordert, dass Deutschland und Frankreich möglichst rasch auf eine gemeinsame Linie kommen und den Märkten signalisieren, dass sie die Lage in Europa unter Kontrolle halten werden - und zwar egal, wie es in Griechenland ausgehen wird“, sagte Schmieding am Montag der Deutschen Presse-Agentur in Frankfurt.
Trotz der Misstöne im Vorfeld der französischen Präsidentschaftswahl rechnet Schmieding damit, dass Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Sozialist Hollande gut zusammenarbeiten werden. Anders als Deutschland plädiert Hollande für einen deutlich weniger harten Sparkurs in der Schuldenkrise und für Wachstumsprogramme.
Die Unsicherheit an den Märkten dürfte zunächst anhalten. Während sich in Griechenland noch keine handlungsfähige Regierung abzeichnet, geht in Frankreich der Wahlkampf weiter. Im Juni stehen dort die wichtigen Parlamentswahlen an.