Netzpolitik und der Streisand-Effekt
Berlin (dpa) - Die erste Veröffentlichung des geheimen Bericht des Verfassungsschutzes auf Netzpolitik.org im Frühjahr stieß nur in einer begrenzten Fachöffentlichkeit auf größeres Interesse.
Nachdem der Generalbundesanwalt nun Ermittlungen aufgenommen hat, ist der Run auf die Papiere so groß, dass der Server der Site immer wieder komplett überlastet ist. Für so eine Entwicklung gibt es den Namen „Streisand-Effekt“: Der Versuch, eine unliebsame Information aus dem Netz verschwinden zu lassen, hat dabei genau den gegenteiligen Effekt und erzeugt eine umso größere Aufmerksamkeit.
Der Name bezieht sich auf eine Klage der US-Schauspielerin und Sängerin Barbra Streisand. Sie wollte verhindern, dass eine Luftaufnahme ihres Hauses in Kalifornien weiter verbreitet wird. Mit der Klage wurde die Öffentlichkeit auf das Anwesen der Prominenten erst recht aufmerksam. Das Foto verbreitete sich nach dem Schneeballprinzip im Netz.
Bei Netzpolitik.org kennt man diesen Streisand-Effekt bereits. Die Deutsche Bahn AG mahnte den Netzpolitik-Blogger Markus Beckedahl im Jahr 2009 ab, weil er ein internes Dokument zu anonymen Informanten in den Reihen der Bahn veröffentlicht hatte. Dadurch wurde die Netzöffentlichkeit erst recht auf das Memo aufmerksam. Die Bahn zog ihre Abmahnung wenige Tage später zurück.