Özdemir: „Niemand geht beschädigt aus der Urwahl hervor“

Berlin (dpa) - Grünen-Chef Cem Özdemir erwartet keinen Karriereknick bei den Verlierern der Urwahl zur Bestimmung des Wahlkampf-Spitzenduos seiner Partei. „Ich glaube, niemand geht beschädigt aus der Urwahl davor“.

Das sagte Özdemir der Deutschen Presse-Agentur in Berlin kurz vor der Verkündung des Ergebnisses an diesem Samstag.

In den Urwahl-Foren waren die bekannten Kandidaten Renate Künast und Jürgen Trittin, Claudia Roth und Katrin Göring-Eckardt auf unbekannte Bewerber gestoßen. Insgesamt gab es 15 Kandidaten.

„Wir werden die beiden Spitzenkandidaten nach vorne stellen“, sagte er. „Aber die anderen sind auch wichtig, auch die Zweit- und Drittplatzierten.“ Die Grünen könnten es sich nicht leisten, dass die keine wichtige Rolle spielen. „Es ist auch meine Aufgabe, dafür zu sorgen.“

Özdemir erwartet keine Richtungsentscheidung für seine Partei allein durch die Urwahl. „Die Richtung der Grünen wird nicht alleine von den Spitzenkandidaten entschieden, entscheidend wird hier etwa der Programmparteitag sein.“ Die prominenten Bewerber lägen bei wichtigen Fragen nah beieinander. „Die Konflikte sortieren sich nicht mehr so stark wie früher entlang der Flügel.“

Im Wahlkampf kämen auch andere Grünen-Politiker zur Geltung. „Wir müssen auch schauen, wie wir die Popularität der Grünen in den fünf Ländern, in denen wir regieren, nutzen“, sagte Özdemir. Mit NRW-Vizeregierungschefin Sylvia Löhrmann hätten die Grünen das Gesicht der Bildungsreform in dem Land. Winfried Kretschmann sei als baden-württembergischer Ministerpräsident extrem populär.

„Die Urwahlforen waren schon eine Knochenmühle für die Kandidaten, die in enger Zeitfolge durch die ganze Republik reisen und sich auch grillen lassen mussten“, sagte Özdemir. Je nach Publikum habe es unterschiedliche Themen gegeben. „So kam bei der Grünen Jugend, die einen sehr starken vegetarischen und einen ebenso starken veganen Flügel hat, die Frage nach dem Essen“, erzählte Özdemir. „Kompliment an meine Mitvorsitzende Claudia Roth, die sich neben ihrem Eintreten für eine grüne, ökologische Landwirtschaft geoutet hat als jemand, der auch gern mal ein Schnitzel isst.“

Özdemir erwartet durch die Urwahl einen Schub. „Wir haben viele neue Mitglieder - und wir konnten die Urwahl nutzen, um sie mitzunehmen, sie zu mobilisieren. Es war ein Startknopf für die Wahl.“ Über eine Neuauflage vor der nachfolgenden Bundestagswahl sei noch nicht entschieden. „Wir werden die Urwahl auswerten und gucken, was sich bewährt hat und was wir ein nächstes Mal anders machen würden“, sagte Özdemir.