Papst-Rücktritt löst Reaktionswelle im Netz aus
Berlin (dpa) - Die Rücktrittsankündigung von Papst Benedikt XVI. schlug auch im Internet ein wie ein Blitz. Auf dem Sozialen Netzwerk Twitter wurde das Thema innerhalb kürzester Zeit von tausenden Nutzern aufgegriffen.
Der Vatikan, der selbst mehrere Twitterprofile unterhält, meldete sich jedoch nicht zu Wort. Italiens Regierungschef Mario Monti dagegen zeigte sich schockiert. Auch die deutsche CSU-Politikern Dorothee Bär war „erschüttert“ über den Rücktritt. Die SPD-Bundestagsabgeordnete Kerstin Griese erklärte, sie hoffe auf Reformen in der katholischen Kirche, die „dringend nötig“ seien. „Der katholischen Kirche wünsche ich viel Kraft zur Erneuerung“, schrieb sie.
Der Papst hatte am Montag seinen Rücktritt zum 28. Februar angekündigt. Das teilte er in einer lateinischen Erklärung mit. Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer. Innerhalb von einer halben Stunde nach den ersten Meldungen war bereits der Eintrag zu Benedikt XVI. im Online-Lexikon Wikipedia um die Ankündigung ergänzt. Mehr als 3000 Nachrichten mit dem Begriff „Papst“ liefen innerhalb einer Stunde über das Soziale Netzwerk Twitter, die englische Übersetzung „Pope“ kam dem Analysedienst Topsy zufolge auf über 53 000 Erwähnungen in der Stunde.
Während Politiker dem 85-Jährigen Anerkennung zollten, reagierten viele Twitternutzer mit dem für den Kurznachrichtendienst typischen Humor. „Papst Benedikt will zurücktreten? Hat der auch bei der Doktorarbeit geschummelt?“ fragte ein Nutzer mit dem Profilnamen „Schlenzalot“. In diese Kerbe schlugen nach dem Rücktritt von Bundesbildungsministerin Annette Schavan am Wochenende etliche Twitter-User. „Bibel plagiiert. Papst tritt zurück“, kommentierte Sven Hätscher. Auch die Versicherung von Kanzlerin Angela Merkel, sie habe volles Vertrauen zu ihrer Ministerin, nahmen die Twitterer aufs Korn.
Nutzer spekulierten, nicht immer ernsthaft, um einen möglichen Nachfolger. „Es wird Zeit für den ersten Papst aus Afrika“, meinte Amir Kassaei. „Hat sich Lothar Matthäus schon als Nachfolger ins Spiel gebracht?“ witzelte dagegen Nutzer Chris Nieh.
Der Papst selber schwieg auf Twitter zu der Debatte. Obwohl der Vatikan erst Anfang Dezember mehrere Twitterprofile in verschiedenen Sprachen eingerichtet hatte, wurde am Montag zunächst keine offizielle Nachricht auf diesem Wege verbreitet. Auch das sorgte bei anderen Nutzern für Scherze: „Papst hat das Twittern gelernt und möchte jetzt noch den Rest des Internets kennen lernen“, meinte Nutzer Uwe K. „Twitteraccount eröffnet. Drei Monater später keinen Bock mehr auf seinen Job. Der Papst kennt das“, schrieb „Thomas“ unter dem Namen „Sechsdreinuller“. Andere zeigten ernsthafteres Verständnis für den 85-jährigen Joseph Ratzinger: „Ich finde, dass man diesen Job auch kündigen kann, demokratisiert ihn irgendwie auf erfreuliche Weise“, meinte Thomas Elbel.