Paris und Athen: Beruhigen, was das Zeug hält

Paris (dpa) - Abwiegeln, beruhigen, herunterspielen: Die jüngsten Äußerungen aus Paris klingen so, als wenn die zweitgrößte Volkswirtschaft der EU mit dem „Fall Griechenland“ und seinen Folgen kaum etwas zu tun hätte.

Die Regierung unter Präsident Nicolas Sarkozy will mit aller Macht verhindern, dass private Geldgeber wie von Deutschland gefordert umfassend an neuen Rettungsmaßnahmen für den Euro-Schuldenstaat beteiligt werden. Französische Banken sind mit Milliardensummen in Griechenland engagiert.

Egoismus will sich die französische Regierung bei ihrem Kurs allerdings nicht vorwerfen lassen. „Der französischen Bankensektor ist weniger betroffen als beispielsweise der deutsche“, wehrt der französische Europaminister Laurent Wauquiez ab. Was es nun brauche, seien Ruhe und Gelassenheit. Wauquiez spielte mit dem Vergleich auf Zahlen der Bank für internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) an. Demnach hielten deutsche Banken Ende 2010 mit 22,6 Milliarden Dollar deutlich mehr an der griechischen Staatsschuld als die französischen mit 15 Milliarden Dollar.

Wauquiez verschwieg dabei allerdings, dass es auch noch Privatkredite gibt. Die Crédit-Agricole-Tochter Emporiki hatte nach Angaben der US-Ratingagentur Moody's Ende März Kredite über 21,1 Milliarden Euro in ihren Büchern. Die Tochter der Société Générale, Geniki, kam auf 3,4 Milliarden Euro. Am Dienstag drohten die Bewertungsexperten, die Kreditwürdigkeit von Crédit Agricole, BNP Paribas und Société Générale herabzustufen.

„Das beunruhigt uns nicht“, erklärte Regierungssprecher François Baroin postwendend. Die französischen Banken gehörten zu den international solidesten und denjenigen, die derzeit am besten bewertet seien. Sie könnten alle Schocks abfedern.

Die Haltung Frankreichs im Streit um eine Beteiligung privater Geldgeber lässt die Finanzmärkte aber zweifeln, weil Paris sich unnachgiebig gegenüber einer möglichen Umschuldung und einer Verpflichtung der Privatinvestoren zeigt. Darauf pocht sie auch vor dem Treffen von Sarkozy und Bundeskanzlerin Angela Merkel an diesem Freitag in Berlin. Einzig und allein auf freiwilliger Basis sei eine solche Beteiligung denkbar, niemals dürfe es deswegen zu Zahlungsschwierigkeiten von Unternehmen kommen, sagte Baroin. „Griechenland: Das Gift der Zweifel erreicht die Banken“, titelte die französische Wirtschaftszeitung „Les Echos“ am Donnerstag.

Präsident Sarkozy muss sich nun erklären. Am Tag vor dem Treffen mit Merkel forderte er laut „Einigkeit“. „Ich rufe alle dazu auf, Verantwortung und Kompromissbereitschaft zu zeigen“, sagte Sarkozy in Paris. Kein Wort gab es dazu, ob er selbst bereit sei, von seiner Position abzurücken, um den Euro zu verteidigen.