Porträt: Christian Ude - der gescheiterte Hoffnungsträger
München (dpa) - „Ab nach Mykonos“: Mit diesem Schlachtruf war SPD-Spitzenkandidat Christian Ude vor dem bayerischen TV-Duell von CSU-Nachwuchspolitikern empfangen worden.
Und tatsächlich hat der 65-Jährige vom kommenden Jahr an nun voraussichtlich viel Zeit für Reisen auf seine Lieblings-Urlaubsinsel. Denn er hat das Wunder, auf das die Bayern-SPD so sehr gehofft hatte, nicht geschafft: Das große Ziel eines historischen Machtwechsels im CSU-dominierten Freistaat - auch Ude hat es klar verfehlt. Wie so viele SPD-Politiker vor ihm.
Dabei sah es, als der Münchner Oberbürgermeister vor zwei Jahren seinen Hut in den Ring geworfen hatte, so gut aus: In Umfragen lag das von ihm angestrebte Dreierbündnis mit Grünen und Freien Wählern zeitweise vor der CSU. Auf Ude ruhten fortan alle Hoffnungen der bayerischen Sozialdemokratie. Dann aber ging es für die Opposition beständig abwärts - und für die CSU beständig aufwärts. Der deutliche Sieg der CSU zeichnete sich in Umfragen inzwischen seit Monaten ab.
Ude kann nun das zu Ende bringen, was er ohnehin einmal als seine „Lebensaufgabe“ bezeichnet hatte: Noch bis zum kommenden Jahr dauert seine Amtszeit als Münchner Stadtoberhaupt. Fast 21 Jahre werden es dann gewesen sein. Und es waren nicht nur für ihn erfolgreiche Jahre.
Ude wurde und wird in der Stadt allgemein geachtet und anerkannt. Seine Bürgernähe brachte ihm sogar einmal den Spitznamen „Bürger King“ ein. Aber auch über München hinaus war und ist Ude bekannt wie kaum ein anderer bayerischer SPD-Politiker - und auch beliebt. In Umfragen des Bayerischen Rundfunks rangierte der Mann mit der langsam-bedächtigen Redeweise jahrelang unangefochten auf Platz eins.
Auch Udes bisherige Wahlergebnisse sprechen für sich: 1993 wurde er mit 50,8 Prozent erstmals zum OB gewählt. 2008, als er sich erst gar nicht mehr zur Wahl stellen wollte, holte er mit 66,8 Prozent dann seinen persönlichen Rekord. Nun, zum Ende seiner Karriere, muss der erfolgsverwöhnte Ude eine herbe Niederlage verkraften. Die leichten Zugewinne für die SPD sind nur ein kleiner Achtungserfolg.
Im bevorstehenden Ruhestand kann der gelernte Journalist und Jurist dann vielleicht eines seiner großen Hobbys stärker pflegen: Ude ist nebenbei Autor und Kabarettist. Sein Frau Edith hat in einem dpa-Interview aber auch Einblicke in weitere Zukunftspläne gegeben. „Dann ist er noch bis Mai Bürgermeister und dann werden wir erstmal schauen, dass es gar keine Ämter mehr gibt und dass wir tief Luft holen und all das tun und nachholen, was wir immer aufgeschoben haben und in diesem Job auch entbehren mussten: Zeit für Freunde, Zeit für Familie.“ Sie hätten „noch einiges vor“. Zudem haben beide neben der Insel Mykonos auch noch ein anderes Reiseziel im Blick: „Wir wollen mit der transsibirischen Eisenbahn fahren. Das muss toll sein.“