Porträt: Der Spitzenlinke Bodo Ramelow
Erfurt (dpa) - Bodo Ramelow hat so etwas wie eine historische Mission: Der gebürtige Niedersachse will in Thüringen Ministerpräsident der Linken werden - ein Novum in der deutschen Politik.
Ramelow, den nach 24 Jahren Gewerkschafts- sowie Parteipolitik für die Linkspartei in Thüringen niemand mehr als „Wessi“ wahrnimmt, hat lange für dieses Ziel gearbeitet. Trotz stundenlangen Patts zwischen Schwarz-Rot und seinem rot-rot-grünen Regierungsprojekt hält er tapfer an seinem Traum fest.
Machtbewusst genug ist der 58-Jährige: „Ich bin bereit“, ließ er plakatieren und erzielte das beste Ergebnis der Linken seit 1990 in Thüringen. Unter den Thüringer Landespolitikern ist der scharfzüngige Ramelow einer der wenigen, der polarisiert. Und er weiß auf der politischen Klaviatur zu spielen. Im Wahlkampf marschierte er für Fotografen mit einer kleinen roten Figur des Kapitalismuskritikers Karl Marx am Landtag vorbei. Mit dem Viel-Twitterer Ramelow schaffte es die Figur ins Internet.
Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) sieht in ihrem Herausforderer eher einen „Solodarsteller“. Sie meint damit, dass der sich im Wahlkampf betont staatsmännisch gebende Ramelow die Linkspartei nicht repräsentiere. Lange schien der Chef der größten Oppositionsfraktion im Landtag seiner Partei deutlich voraus. In diesem Jahr gab sich die Landes-Linke eine neue, jüngere Spitze, die eher Schritt hält.
Der Spitzenmann der Linken stammt aus dem niedersächsischen Osterholz-Scharmbeck. Er ist von Beruf Einzelhandelskaufmann und war vor dem Mauerfall Gewerkschaftssekretär für Mittelhessen in Marburg. In Thüringen stieg er zum Landeschef der Gewerkschaft Handel, Banken, Versicherungen auf.
1999 ging Ramelow für die Linke in den Thüringer Landtag. Von 2005 bis 2009 war er Abgeordneter im Bundestag. Während seiner Berliner Zeit managte er den Zusammenschluss der damaligen Ost-PDS mit der West-WASG zur Linkspartei.
Parteifreunde beschreiben den 58-Jährigen als Politiktalent, Strategen und Pragmatiker - ein „politisches Alphatier“ befand kürzlich die ehemalige Berliner Senatorin Carola Bluhm.
Ramelow ist verheiratet und hat zwei Kinder. Öffentlich bekennt er sich zu seiner Legasthenie, unter der Rechtschreibschwäche habe er als Kind sehr gelitten. Und er bekennt sich zu seinem Glauben. Protestant steht in seiner Abgeordnetenvita - für einen Linken in Ostdeutschland ist das eher untypisch.