Porträt: Desolates Ergebnis für CDU-Hoffnungsträger Guido Wolf

Stuttgart (dpa) - Guido Wolf wollte die CDU in Baden-Württemberg wieder an die Macht führen - doch am Sonntag fährt seine Partei im Vergleich zur Landtagswahl 2011 große Verluste ein und landet auf den zweiten Platz nach den Grünen - ein historisches Desaster.

Foto: dpa

Dabei hat Wolf sich redlich bemüht, um gegen den grünen Regierungschef Winfried Kretschmann anzukämpfen.

Auf der bundespolitischen Bühne ist Guido Wolf kaum bekannt. Doch das stört ihn wenig. „Ich bin einer aus dem Land für das Land“, pflegt der 54 Jahre alte Jurist zu sagen. Die persönlichen und beruflichen Wurzeln des Spitzenkandidaten liegen in der baden-württembergischen Provinz: Wolf wurde in Weingarten geboren und war mehrere Jahre Landrat des Landkreises Tuttlingen. 2006 zog er als Abgeordneter in den Landtag ein. Von 2011 bis 2015 war er dessen Präsident.

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Von da aus brachte sich der verheiratete, aber kinderlose Politiker beharrlich für das Amt des CDU-Spitzenkandidaten in Position. In einer „Ochsentour“ durchs Land warb Wolf unermüdlich für sich. Im Dezember 2014 dann die Überraschung: Der einstige Kommunalpolitiker gewann den CDU-Mitgliederentscheid um die Spitzenkandidatur zur Landtagswahl gegen den Landesvorsitzenden und CDU-Bundesvize Thomas Strobl. Wolf gilt als Vertreter der ländlichen, konservativen CDU - Strobl wird eher dem moderneren, städtischen Lager zugerechnet.

Wolf ist CDU-Fraktionsvorsitzender im Landtag. Doch den Landesvorsitz ließ er bei Strobl. Die einstigen Konkurrenten bildeten im Landtagswahlkampf ein Team, wenngleich die Zusammenarbeit am Ende Risse bekam. Der Mann, der gerne seine Brillen wechselt, gibt sich volksnah und offen, nimmt das politische Tagesgeschäft in Gedichten aufs Korn und spielt gerne mit seinem Nachnamen. So überreichte er Kanzlerin Angela Merkel beim Bundesparteitag in Karlsruhe einen Plüschwolf - und zog damit Spott auf sich.

Seine Befürworter meinen, dass Wolf landesväterliche Züge besitze und damit Kretschmann zumindest nahekomme. Kritiker führen an, dass Wolf sehr empfindlich sein könne, keine Ideen habe, sich schwertue mit klaren Haltungen zu hochpolitischen Themen. So wurde ihm nachgesagt, im unionsinternen Streit um die Flüchtlingspolitik eigentlich näher bei CSU-Chef Horst Seehofer als bei Kanzlerin Merkel zu stehen.

Erst hielt Wolf sich mit Kritik an der Bundesvorsitzenden zurück, dann wagte er einen umstrittenen Vorstoß mit der rheinland-pfälzischen Spitzenkandidatin Julia Klöckner (CDU), in dem er tagesaktuelle Flüchtlingskontingente forderte. Kritiker hielten ihm daraufhin vor, der Kanzlerin inmitten wichtiger EU-Verhandlungen über eine Lösung der Flüchtlingskrise in den Rücken gefallen zu sein.