Porträt: Henrique Capriles
Caracas (dpa) - Venezuelas Präsident Hugo Chávez hat es diesmal mit einem ernstzunehmenden Gegner zu tun: Henrique Capriles Radonski. Trotz seiner erst 40 Jahre gilt er im harten Politikgeschäft des Landes als alter Hase.
Locker im Umgang, leger im Auftritt, hart in der Sache - der Einheitskandidat der Opposition kämpfte in den vergangenen Wochen die Wahlschlacht seines Lebens. Sein offizielles Motto lautet: „Hay un camino“ - „Es gibt einen Weg“, und der soll ihn am Sonntag direkt in den Präsidentenpalast Miraflores in Caracas führen.
Der Jurist begann seine Karriere 1998 als Abgeordneter. Er wurde jüngster Präsident der Abgeordnetenkammer, dann Bürgermeister in Baruta, einer Ortschaft im Großraum Caracas. 2008 eroberte er den Posten des Gouverneurs im Bundesstaat Miranda, und im Februar 2012 hoben ihn die Wähler bei einer Vorwahl der Opposition aufs Schild für die Präsidentschaftskandidatur. „14 Jahre (Chávez) sind genug“, schleudert er dem Amtsinhaber unermüdlich entgegen.
Capriles, der Fußball mag, Baseball und Basketball aber vorzieht, musste sich wüste Beschimpfungen aus dem gegnerischen Lager gefallen lassen. „Bourgeois“, „Faschist“, „Handlanger des Yankee-Imperiums“ (USA) und „Mittelmäßiger“. Er reagierte zumindest öffentlich gelassen. Gerade ihn als Faschisten zu bezeichnen, sei bodenlos, sagte er in einem Interview mit Blick auf seine Herkunft.
Der Single und praktizierende Katholik Capriles ist Nachkomme von jüdischen Holocaust-Überlebenden. Mütterlicherseits gehen die Wurzeln nach Polen und Russland, väterlicherseits zu sephardischen Juden spanisch-orientalischer Herkunft.
Die umstrittenste Episode seiner Karriere war während des Putsches gegen Chávez im April 2002, als Capriles sich als Bürgermeister Zutritt zur kubanischen Botschaft hatte verschaffen wollen, wo sich gerüchteweise ein hohes Regierungsmitglied verschanzt hatte. Dies wurde abgelehnt, worauf Oppositionsgruppen die Botschaft belagerten. Capriles wurde später vorgeworfen, er habe internationale Verträge missachtet. Ein Gericht sprach ihn aber letztlich frei.