Porträt: Kurt Beck - dienstältester Landesvater
Mainz (dpa) - Schon zum vierten Mal hat Kurt Beck (SPD) eine Landtagswahl gewonnen - wenn auch diesmal knapp. Deutschlands dienstältester Ministerpräsident bleibt mit großer Wahrscheinlichkeit Regierungschef von Rheinland-Pfalz.
Die absolute SPD-Mehrheit ist zwar verloren, dennoch ist es ein Triumph für Beck, der 2008 eher unrühmlich als SPD-Bundesvorsitzender zurückgetreten war: Nun kann er insgesamt 22 Jahre an Rhein und Mosel regieren - und damit den bisherigen Rekord des CDU-Regierungschefs Peter Altmeier (1947-1969) einstellen. Jedenfalls sagt er selbst, dass er bis zur nächsten Landtagswahl 2016 Hausherr in der Staatskanzlei in Mainz bleiben will. Allerdings muss sich Beck nun erstmals mit den Grünen in einer Koalition auseinandersetzen.
Wie seine knapp unterlegene CDU-Gegenspielerin Julia Klöckner ist auch Beck bodenständig und heimatverbunden. Unermüdlich reist er landauf landab, um nahe bei seinen vier Millionen Bürgern zu sein. Er kümmert sich auch um ihre Alltagssorgen. Bereits seit 1994 steht Beck an der Spitze der rheinland-pfälzischen Regierung in dem ländlich geprägten und strukturell konservativen Bundesland. Bis 2006 regierte er zusammen mit der FDP.
Der Maurersohn aus dem südpfälzischen Steinfeld hatte nach der Ausbildung zum Elektromechaniker und der frühen Hochzeit mit seiner Frau Roswitha auf dem zweiten Bildungsweg die Mittlere Reife erlangt. Bei Betriebsbesuchen verblüfft der stoppelbärtige Vater eines Sohnes gerne mit seinen handwerklichen Fähigkeiten.
Nach seinem Abschied von der großen Berliner Bühne 2008 beschränkte Beck sein bundesweites Agieren vor allem auf die Medienpolitik: Er ist Vorsitzender der Rundfunkkommission der Länder und Chef des ZDF-Verwaltungsrats.
Ins bundesweite Rampenlicht trat er jedoch in diesem Jahr wieder mit einer überraschenden Initiative zum Hartz-IV-Kompromiss. Und jüngst forderte er im Bundesrat angesichts der japanischen Nuklearkatastrophe einen parteiübergreifenden Pakt für die Zukunft der deutschen Atomkraftwerke.
Im Mainzer Landtag sitzt Beck bereits seit mehr als 30 Jahren, seit 1993 steht er auch an der Spitze der rheinland-pfälzischen SPD. Die politische Konkurrenz wirft ihm immer wieder eine „Arroganz der Macht“ vor - doch auch vermeintliche und tatsächliche Skandale konnten ihm bislang kaum etwas anhaben.
Als größte Krise in seiner Amtszeit als Regierungschef gilt die Nürburgring-Affäre. Die Privatfinanzierung des 330 Millionen Euro teuren Freizeitparks an der Rennstrecke in der Eifel war 2009 spektakulär gescheitert. Es entstand der Eindruck, dass die SPD- Regierung auf Betrüger hereingefallen war.