Porträt: Sandberg ist Facebooks Zahlenkönigin im Hintergrund
New York (dpa) - Ohne sie wäre der Milliarden-Börsengang von Facebook nicht möglich gewesen: Die Managerin Sheryl Sandberg sorgt dafür, dass die Visionen von Gründer Mark Zuckerberg in die Realität umgesetzt werden.
Und zwar mit Gewinn. Als „Chief Operating Officer“ ist die 42-Jährige dafür zuständig, dass die Zahlen stimmen und das Geschäft wächst.
Jungunternehmer Zuckerberg verpflichtete die langjährige Google-Managerin im Frühjahr 2008 - als eine Art „Erwachsenenaufsicht“, um ein Geschäftsmodell aufzubauen und das Unternehmen in die Zukunft zu steuern. Den Ausschlag gab dem Vernehmen nach nicht nur ihr Geschäftstalent - sondern auch, dass sie bereit war, nur die Nummer zwei hinter Zuckerberg zu bleiben.
Als Sandberg kam, hatte Facebook rund 66 Millionen Mitglieder. Jetzt sind es über 900 Millionen aktive Nutzer. Dass Facebook diesen Sprung scheinbar mühelos bewältigte und sich zu Milliarden-Umsätzen aufschwang, ist entscheidend Sandbergs Verdienst. „Ohne sie wären wir nicht vollständig“, sagte Zuckerberg in einem Sandberg-Porträt des Magazins „Businessweek“.
Sandberg bekannte dort freimütig, dass er sie schon beim Weinen im Job trösten musste. Am Freitag fiel sie ihrem Chef um den Hals, nachdem Zuckerberg vom kalifornischen Firmengelände aus die Eröffnungsglocke der Technologiebörse Nasdaq geläutet hatte.
Laut Börsenprospekt war Sandberg im vergangenen Jahr Facebooks Spitzenverdienerin. Ihr Basisgehalt lag zwar bei „nur“ 296 000 Dollar plus 86 000 Dollar Bonus. Doch sie bekam zusätzlich ein großes Aktienpaket, dessen Wert mit 30,5 Millionen Dollar berechnet wurde.
Sandberg wuchs in Miami als Tochter einer Englischlehrerin und eines Augenarztes auf. An der Elite-Uni Harvard machte die Studentin Anfang der 90er Jahre den damaligen Wirtschaftsprofessor Lawrence Summers auf sich aufmerksam. Er nahm sie nach dem Abschluss zur Weltbank mit. Als Summers unter Präsident Bill Clinton 1999 zum US-Finanzminister berufen wurde, machte er die knapp 30-jährige Sandberg zur Stabschefin.
Nachdem die Demokraten die Präsidentenwahl verloren hatten, ging sie zu Google. Dort wollte sie später aus der Führungsposition im Online-Geschäft ins Top-Management aufsteigen. Dies sei ihr jedoch verwehrt geblieben, wie Google-Kenner Ken Auletta im „New Yorker“ schrieb. So war sie offen für neue Herausforderungen, als sie auf Zuckerberg traf.
„Wenn sie wollte, könnte sie Chefin bei jedem Unternehmen sein“, sagte Zuckeberg der „Businessweek“. Der Gründer und die Managerin haben auch etwas aus der Harvard-Zeit gemeinsam: So wie mehr als ein Jahrzehnt später Zuckerberg schaffte es auch Sandberg einst, das Computersystem der Elite-Uni zum Absturz zu bringen. Sie wollte zu viele Daten für ein Studienprojekt über Gewalt gegen Frauen durchrechnen lassen.