Porträt: Schalit, der scheue und tapfere Soldat
Tel Aviv/Mizpe Hila (dpa) - Der nach 1941 Tagen Geiselhaft im Gazastreifen freigelassene israelische Soldat Gilad Schalit (25) wirkt scheu und blass, fast zerbrechlich. Aber er muss auch tapfer und zäh sein, sonst hätte er die Jahre der Ungewissheit wohl kaum überstanden.
Auf Fragen des ägyptischen Fernsehens, ob er sich nun für die Freilassung der mehr als 4000 palästinensischen Häftlinge einsetzen werde, antwortete er geschickt: „Sicher würde ich mich freuen, wenn sie freikommen und den bewaffneten Kampf nicht wiederaufnehmen.“
Ein palästinensisches Kommando hatte den heute 25-Jährigen am 25. Juni 2006 von israelischem Boden in den Gazastreifen verschleppt. Menschen, die Schalit bis zu seiner Entführung nahe standen, beschreiben ihn als eher unauffälligen und bescheidenen Menschen. Er liebe Bücher und interessiere sich vor allem für Mathematik und Physik, berichten Angehörige. „Ich glaube nicht, dass er nach der Heimkehr viel sprechen wird. Er war schon vor der Entführung ein stiller Junge“, sagte die Nachbarin der Schalits in deren Heimatort Mizpe Hila, Eva Drori.
Schalit hat eine jüngere Schwester und einen älteren Bruder. Seine Mutter Aviva leistete ehrenamtliche Arbeit für den Umweltschutz. Sein Vater Noam Schalit stammt aus Frankreich, weshalb Gilad neben der israelischen auch die französische Staatsbürgerschaft besitzt.
Der bei der Entführung erst 19-Jährige hatte seinen Militärdienst 2005 begonnen und wurde in eine Panzerabteilung versetzt. Zuvor hatte er sein Abitur mit naturwissenschaftlichem Schwerpunkt an einer Oberschule in einem Kibbuz in Galiläa absolviert. „Gilad ist ein wunderbarer Junge, ruhig, ein bisschen verschlossen und freundlich zu allen“, erzählte eine Freundin der Familie.
Die Familie des Soldaten lebt in einer malerischen Ortschaft mit nur wenigen hundert Einwohnern im Norden des Landes. Seit dem vergangenen Jahr verbrachten die Eltern dann aber viel Zeit in einem Protestzelt, das sie vor dem Amtssitz von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu in Jerusalem aufgeschlagen hatten.
Über die Bedingungen, unter denen Schalit seit mehr als fünf Jahren festgehalten wird, wurde auch unmittelbar nach der Freilassung nichts bekannt. Die im Gazastreifen regierende radikalislamische Hamas gestattete keine Besuche, auch nicht von Vertretern des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK).
Hunderttausende Israelis hatten sich mit dem Entführten und seiner Familie solidarisch erklärt. Immer wieder forderten sie die Regierung auf, sich auf einen Austausch palästinensischer Häftlinge gegen Schalit einzulassen.