Porträt: Serbenführer Karadzic ist sich keiner Schuld bewusst

Belgrad (dpa) - Trotz 100 000 Toten, noch viel mehr Vertriebenen und den schlimmsten Verbrechen seit dem Zweiten Weltkrieg in Europa ist sich der bosnische Serbenführer im Bürgerkrieg (1992-1995), Radovan Karadzic, keiner Schuld bewusst.

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„Radovan bereut nichts“, sagte dessen Nachfolgerin an der Spitze des serbischen Teilstaates, Biljana Plavsic, der größten serbischen Zeitung „Blic“.

Der Schaffung eines großserbischen Staates auf dem Gebiet des früheren Jugoslawien hat der heute 70-Jährige alles untergeordnet. Und so sind für ihn die Kriegsgräuel zu akzeptierende „Kollateralschäden“ geblieben.

Auch heute sieht Karadzic die Serben als von Gott erwähltes „himmlisches Volk“, das den muslimischen Bosniaken zivilisatorisch überlegen ist.

Nach der serbischen Niederlage musste er 1996 auf Druck der USA abtreten. Seiner späteren Festnahme entging er zwölf Jahre lang mit Hilfe des serbischen Geheimdienstes durch seine Metamorphose zum Wunderheiler Dr. Dabic.

Der von heimischen Psychologen als Narzisst beschriebene mutmaßliche Kriegsverbrecher lebte mit schlohweißem Rauschbart und mächtigem Haarknoten unbehelligt öffentlich in Belgrad. Vor dem UN-Tribunal in Belgrad hat er sich selbst verteidigt.