Porträt: Tebartz-van Elst - vom Brückenbauer zum Buhmann
Limburg (dpa) - Am Niederrhein herrscht Tradition, dort war der Katholizismus lange zuhause. Bei der jüngsten Bundestagswahl holte die CDU in vielen Gemeinden so viele Stimmen wie alle anderen Parteien zusammen.
Franz-Peter Tebartz-van Elst stammt aus dieser Region. Hier sind die Gotteshäuser an Sonntagen noch vergleichsweise gut gefüllt, für Katholiken ist es selbstverständlich, Messdiener zu werden und den Vorgaben der katholischen Kirche streng zu folgen.
Tebartz-van Elst hat sich früh entschieden für die Karriere als Theologe. Sie brachte ihn vom Bauernhof bis in den Bischofssitz nach Limburg - dort könnte sie schmerzhaft und auch schmachvoll für ihn enden. Ob er den Schritt inzwischen bereut, während er sich den schweren Vorwürfen um Verschwendung, Verschleierung und Verblendung ausgesetzt sieht? Vielleicht wünscht sich Tebartz-van Elst im Sturm der Kritik rund um den teuren Neubau seiner Bischofsresidenz heimlich, er wäre im heimischen Kevelaer geblieben.
Sein Wunsch, Priester zu werden, gehe bis in die Kindertage zurück, hatte der heute 53-Jährige in einem Interview gesagt, kurz bevor er vor sechs Jahren als neuer Oberhirte nach Limburg kam. Auf dem Weg ins Bistum gehörte Tebartz-van Elst stets zu den Jüngeren, den Besseren, den Strengeren: Am 20. November 1959 als zweites von fünf Kindern geboren, folgten nach Studium und Promotion zunächst 2002 die Professur für Pastoraltheologie und Liturgiewissenschaft in Passau, ein Jahr später war er bereits Weihbischof und 2008 schließlich Bischof. Eine Karriere? „Es steckt zweifellos eine gewisse Dynamik in meinem Leben“, sagte er einmal. „Aber ich habe die Dinge angenommen, wie sie auf mich zugekommen sind.“
Tebartz-van Elst ging ein Ruf voraus: Der „fleißige Arbeiter“ (Bistum Münster) galt als glänzender Theologe und als äußerst versiert, wenn es um gesellschaftliche Umbrüche ging. Er setzte sich mit der Erwachsenentaufe und mit der Gemeinde in der mobilen Gesellschaft auseinander. Als der jüngste Diözesanbischof Deutschlands - damals 48 - geweiht wurde, feierte ihn deshalb nicht nur das debattierfreundige Bistum Limburg als Hoffnungsträger für die alternde Kirche.
Aber mit seiner Idee von Kirche prallte Tebartz-van Elst auf die liberalen Vorstellungen der Limburger: „Sein Ziel war es, in Limburg die Kirche seiner Träume zu realisieren“, sagt ein Mitglied des Domkapitels. Der Haken dabei: „Tebartz-van Elst hat keinen Sinn dafür, dass man die Umsetzung von Konzepten in einer widerständig lebendigen Gemeinschaft nur voranbringen kann, wenn man selber lebensvoll und fehlbar ist.“
Standesbewusst trat Tebartz-van Elst auf, beeindruckt von Liturgie und Gebet. „Wo Gott vergessen wird, nimmt der Mensch Schaden“, davon ist er überzeugt. Als Bischof zelebrierte er prunkvolle Messen und genoss die Insignien des Amtes. Tebartz-van Elst sei zwar ein „durch und durch aufgeschlossener Theologe“, sagt der Kirchenrechtler Thomas Schüller aus Münster über ihn. Er übe sein Amt aber „autoritär, fast monarchisch aus“.
All das isolierte den katholischen Oberhirten, durch die jüngsten Vorwürfe steht er nun weitgehend alleine da - auch in seiner eigenen Kirche. Ob er sich dessen derzeit bewusst ist? „Nein“, sagt ein Begleiter. „Ich bin mir sicher, dass er das überhaupt nicht wahrnimmt.“