Porträt: Über Umwege zum Ziel - Christian Lindner
Berlin (dpa) - Jetzt ist er dort angekommen, wo er nach eigener Überzeugung und der vieler Parteifreunde längst hingehört: Christian Lindner ist seit dem Wochenende neuer Bundesvorsitzender der FDP.
Nur dass der Job nach dem Wahlfiasko deutlich an Ansehen verloren hat.
Lindner galt vor gar nicht langer Zeit noch als Fahnenflüchtiger: Aus Frust über mangelnde Strategie und Führung des bisherigen Chefs Philipp Rösler erklärte der 34-Jährige Ende 2011 in Berlin seinen Rücktritt als Generalsekretär. Gemeinsam hatte die „Boygroup“ Rösler, Lindner und Daniel Bahr einst Guido Westerwelle zum Rücktritt gedrängt.
Ein paar Monate zog sich Lindner zurück, tarnte sich der Delfin als Karpfen auf dem Grund des politischen Teiches, wie er es selbst einmal beschrieb. Im Frühjahr 2012 war die Zeit dann reif für ein grandioses Comeback. Mit smartem Auftritt, starken Reden und dem Gespür für die richtigen Themen führte er die in Umfragen totgesagte nordrhein-westfälische FDP auf 8,6 Prozent. Damit bügelte er die Schmach seines Rücktritts aus.
Der studierte Politikwissenschaftler, der mit einer Journalistin verheiratet ist und in der Nähe von Düsseldorf lebt, galt schon früh als Wunderkind der FDP. Mit 21 Jahren wurde er jüngster Abgeordneter im Düsseldorfer Landtag, mit 25 Generalsekretär der Landespartei. Seine Förderer waren Jürgen Möllemann, Westerwelle und Hans-Dietrich Genscher.
Jetzt wird Lindner wieder häufiger in Berlin sein, wo er sich zuletzt noch mit Journalisten in einem Restaurant-Gewölbe unter einer S-Bahnbrücke traf. Sein großes Ziel: 2017 wieder mit seiner Partei im Bundestag zu sein. Auf Lindners Nummernschild steht schon länger: „D - CL 2017“.