Psychologe: US-Soldat wollte sich wohl „rächen“
Darmstadt (dpa) - Rache an den Afghanen könne das Motiv für den Amoklauf eines US-Soldaten gewesen sein, vermutet der Kriminalpsychologe Jens Hoffmann, Leiter des Instituts Psychologie und Bedrohungsmanagement in Darmstadt, in einem dpa-Interview:
Was macht einen Soldaten zum Amokläufer?
Hoffmann: „Die Soldaten in Afghanistan müssen ständig um ihr Leben fürchten. Sie befinden sich dauernd im Alarmzustand und haben extremen Stress. Je mehr Stress sie haben, desto weniger können sie klar denken. So erleben viele Soldaten Stimmungsschwankungen, sind verzweifelt oder depressiv. Ihre Stimmung kann aber auch in Wut umschlagen.“
Wut gegenüber wehrlosen Zivilisten?
Hoffmann: „Das Problem ist, dass die Feinde der Soldaten sich nicht zu erkennen geben. Ein Selbstmordattentäter trägt keine Uniform. Aus diesem Grund müssen die Soldaten alle Afghanen als potenzielle Feinde einstufen. Möglicherweise hatte der US-Soldat das Gefühl, alle Afghanen seien seine Feinde und wollen ihn umbringen. Dafür wollte er sich rächen.“
War diese Rache geplant?
Hoffmann: „In der Regel bereiten Amokläufer ihre Taten sehr sorgfältig vor. Auch bei dem US-Soldaten beobachten wir das typische Verhalten: Er ist sehr kontrolliert und ruhig vorgegangen. Wahrscheinlich hatte er die Tat zuvor in seiner Fantasie durchgespielt.“
Kann man solchen Taten vorbeugen?
Hoffmann: „Die US-Armee bereitet ihre Soldaten schon jetzt intensiv auf den Kriegseinsatz vor. Trotzdem ist die Belastung durch die ständige Gewalt kaum auszuhalten. So mussten wir leider schon öfter beobachten, dass Veteranen schwere Gewalttaten verüben. Trotz aller Präventionsarbeit wird man das nie völlig ausschließen können.“