Rehhagel: „Die Umstände waren eine Katastrophe“
Düsseldorf (dpa) - Fragen an Trainer Otto Rehhagel nach dem Abstieg von Hertha BSC aus der Fußball-Bundesliga und den skandalösen Umständen des 2:2 bei Fortuna Düsseldorf am Dienstagabend.
Warum hat Ihre Mannschaft das 1:2 aus dem Hinspiel nicht mehr umbiegen können?
Rehhagel: „Beister hat das wunderbare Tor zum 1:0 geschossen. Das war ein Schock für uns. Wir sind sehr gut zurückgekommen. Dann kam dieser Platzverweis, unnötigerweise. Dadurch hat der Gegner noch mehr Selbstvertrauen gewonnen. Wir haben zum wiederholten Male in Unterzahl gespielt. Wenn wir komplett gewesen wären, hätten wir die Düsseldorfer noch mehr in Schwierigkeiten bringen können. Für uns war der Abend eine sehr große Enttäuschung.“
Ist der Düsseldorfer Aufstieg verdient, weil sie sich in zwei Spielen durchgesetzt haben?
Rehhagel: „Nach 15 Jahren sportlicher Abstinenz haben sie das große Glück gehabt, sich erkämpft und erspielt, im nächsten Jahr wieder bei den ganz Großen dabei zu sein.“
Das Spiel stand mehrfach vor dem Abbruch. Kurz vor Schluss haben die Zuschauer den Rasen gestürmt. Wie beurteilen Sie das Chaos?
Rehhagel: „Die Begleitumstände sind natürlich eine Katastrophe. Ich habe sowas noch nie erlebt und konnte mir nicht vorstellen, dass gerade hier in Düsseldorf so etwas möglich ist. Aber die Dinge sind so wie sie sind. Und es erhält auch immer mehr Einzug, dass sich die Zuschauer das Recht herausnehmen, auf das Spiel einzuwirken.“
Sind Sie nicht sauer über diese chaotischen Umstände, die Hertha womöglich den Klassenverbleib gekostet haben?
Rehhagel: „Natürlich bin ich enttäuscht. Wir sind alle Sportler und wollen, dass das Spiel fair zu Ende geht und dass die Leute ihre Freude haben. Dass es zu solchen Ausschreitungen und Undiszipliniertheiten kommt - darauf habe ich aber keinen Einfluss. Wenn da Hunderte oder Tausende kommen, hast du keine Chance.“
War es irregulär? Wären Sie für ein Wiederholungsspiel?
Rehhagel: „Ich habe ja nicht die Macht, zu sagen, irgendwas muss wiederholt oder nicht wiederholt werden. Die Verantwortung liegt beim Schiedsrichter und beim DFB. Beim DFB sind sie auch enttäuscht, dass in Deutschland die Ausschreitungen der Zuschauer immer mehr Einzug halten. Da müssen wir sehen, dass wir dem entgegenwirken können. Wie und mit welchen Mitteln - da muss der DFB überlegen, wie das geht.“
Wie sehen Sie ihre dreimonatige Amtszeit im Nachhinein. Würden Sie sagen, dass Sie auch persönlich gescheitert sind?
Rehhagel: „Der Präsident und Michael Preetz haben mich geholt, weil das Schiff in Schieflage geraten war. Ich habe von Anfang an gesagt, Tore kann ich nicht schießen. Wir alle bei Hertha haben gemeinsam in einer konzertierten Aktion versucht, die Bundesliga zu halten. Es haben ein paar Zentimeter gefehlt.“
Wie muss es bei Hertha BSC weitergehen?
Rehhagel: „Ich muss mal eines sagen: Hertha, Köln und Kaiserslautern sind abgestiegen - aber die Welt geht nicht unter. Der Blick muss schnell wieder nach vorne gerichtet sein. Hertha wird weiterbestehen und muss sehen, dass es ein paar anständige Sponsoren bekommt, damit die Mannschaft verstärkt werden kann. Das ist wichtig.“
War es nach rund 40 Jahren auf der Bank ihr definitiv letztes Spiel als Trainer?
Rehhagel: „Wenn man zwei solch dramatische Spiele miterlebt hat, muss man sich erst selbst runterfahren. Da brauche ich noch ein paar Tage dazu. Dann werde ich in mich gehen und sehen, was die Zukunft bringt.“