Bundesbank präsentiert Zahlen Reich werden per Mausklick: Die dunklen Kanäle der Fälscher

Frankfurt/Main (dpa) - „Reich werden mit Falschgeld - jetzt kaufen“ - man muss nicht einmal in die dunklen Kanäle des Internets abwandern, um fragwürdige Angebote wie dieses zu finden.

Foto: dpa

Unverblümt werden Blüten im Netz angeboten. Und Tipps, wie Kunden das illegale Treiben verschleiern können, liefern die Anbieter gleich mit: Natürlich sei es strafbar Falschgeld zu bestellen, zu besitzen und/oder in Verkehr zu bringen, heißt es auf einer Webseite, aber: „Werdet ihr erwischt (was aufgrund der guten Qualität eine Seltenheit ist) solltet ihr nicht mehr als 1 Note dabei haben. Bei einer Note kann man noch glaubhaft vertreten, dass man diese von jemand anderem bekommen hat. In 99 Prozent der Fälle kommt man dabei mit einem blauen Auge davon.“

Mit ein paar Klicks gefälschte Banknoten bestellen oder sich glitzernde Hologramm-Sticker besorgen, um billige Farbkopien zu veredeln - so mancher lässt sich von der Aussicht auf schnelles Geld verlocken. „Wir waren neugierig und wollten wissen, wie das funktioniert. Wir wollten es einfach mal ausprobieren“, zitierte die „Südwestpresse“ Aussagen von Angeklagten in einem Prozess vor dem Amtsgericht Reutlingen im November. Der Vorwurf gegen die drei Männer Anfang 20: gemeinschaftliche gewerbsmäßige Geldfälschung.

„Es ist erstaunlich, wie offen für Falschgeld auch im Internet geworben wird“, sagt Bundesbank-Vorstand Carl-Ludwig Thiele und warnt: „Wir können nur jedem raten, diese Wege nicht zu beschreiten, denn Falschgeld in Verkehr bringen ist ein Verbrechen und wird hart bestraft.“ Das Problem für die deutschen Ermittler sei, dass die Anbieter meist im Ausland säßen.

In seinem jüngsten Lagebericht zum Thema Falschgeld stellt das Bundeskriminalamt (BKA) fest: „Die Ressourcen zur Herstellung von Falschgeld sind für die Täter leicht zugänglich. Spezialwissen ist nicht vonnöten. Dies führt dazu, dass nunmehr auch in Deutschland vermehrt Falschgeld hergestellt und international verbreitet wird.“

Thiele erklärt: „Professionelle Fälscherwerkstätten in Deutschland sind nach wie vor Einzelfälle. Aber es ist auch für nicht-professionelle Fälscher einfacher geworden, an die Zutaten heranzukommen.“ Dennoch sind die Falschgeldzahlen in Deutschland gesunken: Knapp 72.900 Blüten wurden nach Angaben der Bundesbank im vergangenen Jahr entdeckt. 2016 waren es 82.200. Der Schaden belief sich 2017 auf 4,1 (2016: 4,2) Millionen Euro.

Weltweit zogen Polizei, Handel und Banken 694.000 (684.000) gefälschte Euro-Banknoten aus dem Verkehr. Der Schaden sank trotz der leicht gestiegenen Stückzahl auf rund 36 (40) Millionen Euro - 2016 hatte es besonders viele 500-Euro-Fälschungen gegeben.

Im vergangenen Jahr war jede zweite Euro-Blüte (52,5 Prozent), die auftauchte, ein Fünfziger. In Deutschland lag der Anteil der orange-braunen Scheine am Falschgeldaufkommen sogar bei 65 Prozent.

Doch die Währungshüter sind zuversichtlich, dass sich die Geldfälscher an den Sicherheitsmerkmalen der runderneuerten 50-Euro-Scheine, die seit April 2017 im Umlauf sind, die Zähne ausbeißen werden. Denn wie der 20-Euro-Schein der zweiten Generation hat auch der neue Fünfziger ein durchsichtiges Porträtfenster und eine Smaragdzahl, die beim Kippen der Banknote die Farbe ändert. Für das erste Halbjahr 2019 wird die Einführung der überarbeiteten 100- und 200-Euro-Scheine erwartet, die bereits in der Testphase sind.

„Die Qualität der Fälschungen der neuen Euro-Banknotenserie ist in den meisten Fällen bescheiden“, urteilt Stefan Hardt, Leiter des Zentralbereichs Bargeld bei der Bundesbank. „Das Porträtfenster hat sich bewährt, das schafft bisher keiner.“

Und so behilft sich mancher Gelegenheitsfälscher mit billigen Farbkopien, die dann auch noch dilettantisch zusammengeklebt sind. Auf Weihnachtsmärkten werden dann selbst solche Blüten bisweilen erfolgreich unters Volk gebracht. „Da helfen die besten Sicherheitsmerkmale nichts, wenn im Dunklen mit Handschuhen Geldscheine auf Echtheit geprüft werden“, sagt Hardt.

Etwas professioneller ließen es zwei Mittzwanziger im Emsland angehen: Ihr schwunghafter Handel mit 50-Euro-Blüten von einem Hof nahe der niederländischen Grenze aus fiel erst auf, weil der Besitzer des Gutshofes die beiden wegen Stromklaus anzeigte. Bei einer Durchsuchung entdeckte die Polizei nicht nur jede Menge Falschgeld, sondern auch eine Hanfplantage. Im vergangenen September sprach das Landgericht Osnabrück das Urteil gegen die Männer: sechs Jahre und drei Monate beziehungsweise vier Jahre und drei Monate Haft.

Die Strafen sind noch milde, wie ein Blick in die Historie lehrt: Schon auf der ältesten Banknote der Welt, einem chinesischen Kuan aus dem 14. Jahrhundert, ist ein Warnhinweis aufgedruckt: „Wer falsches Geld herstellt, wird mit dem Tode bestraft. Wer Fälscher anzeigt oder den Behörden überliefert, erhält 250 Taels Silber als Belohnung und außerdem das Vermögen des Verbrechers.“