Report: Erdbeben trifft Ost-Türkei - „So viele Tote“
Istanbul (dpa) - Das schweren Erdbeben im Osten der Türkei hat die Gemeinde Ercis am Sonntag schwer verwüstet. Bis zu achtzig Häuser seien eingestürzt, wird aus der etwa 74 000 Einwohner zählenden Stadt berichtet.
In den ersten Stunden bringen Rettungshelfer 50 Leichen in ein Krankenhaus.
„Es gibt so viele Tote“, sagt Bürgermeister Zülfikar Arapuglu in einem dramatischen Appell dem türkischen Nachrichtensender NTV. „Dringend brauchen wir Hilfe. Wir brauchen Ärzte.“
Auch andere Städte und Dörfer im Osten Anatoliens sind schwer getroffen. In der Provinzhauptstadt Van sind mindestens zehn Häuser eingestürzt. Türkische Fernsehsender zeigen Bilder der Trümmerlandschaft, in der Steine, Brocken und Staub zwischen den aufeinander geworfenen Betondecken liegen.
Darauf stehen Helfer, die auch in der einbrechenden Dunkelheit mit Schaufeln, Eisenstangen und bloßen Händen nach Überlebenden graben. Es läuft ein Rennen gegen die Zeit, auch weil der Strom ausgefallen ist. Auf den Straßen hocken verletzte und verzweifelte Einwohner, die bei den ersten Stößen um 13.41 Uhr Ortszeit (12.41 deutsche Zeit) in Panik auf die Straßen gerannt waren.
Die Türkei wird immer wieder von schweren Beben erschüttert. Und doch verdrängen die meisten Menschen die Gefahr im Alltag, nur um dann geschockt von der traurigen Realität eingeholt zu werden. Auch viele Neubauten sind nicht erdbebensicher und oftmals illegal errichtet. Und in den Dörfern brechen Wände der aus Lehmziegeln oder Natursteinen gebauten Häuschen schon bei geringer Belastung. Experten warnen immer wieder. Allerdings würde selbst bei gutem Willen das Geld fehlen, für die wachsende Bevölkerung sichere Gebäude zu bauen.
So kann die Türkei nur auf Nothilfe setzen, so auch am Sonntag. Der türkische Rote Halbmond brachte Decken, Zelte und Medikamente auf den Weg. Der Krisenstab der Regierung von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan mobilisierte landesweit 500 Experten, die sich mit der Suche und Rettung von Erdbebenopfern auskennen.
Nach dem Beben der Stärke 7,2 sei mit mindestens 1000 Toten zu rechnen, erklärten die Experten der Istanbuler Erdbebenwarte Kandilli. Auch aus Griechenland, Deutschland und Israel trafen umgehend Hilfsangebote ein.