Report: Grauen unterm Feuerwerk

Nizza (dpa) - Grauen und Terror lassen Frankreich auch am Nationalfeiertag nicht los. Noch vor Ende des Feuerwerks über dem Mittelmeerpanorama von Nizza richtet ein Mann mit einem Lastwagen ein Massaker unter den Menschen auf der berühmten Uferstraße Promenade des Anglais an.

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In der Küstenstadt wie in vielen Städten des Landes feiern zu diesem Zeitpunkt Hunderttausende Menschen wie jedes Jahr den revolutionären 14. Juli.

Schnell wird über Terror spekuliert. 2015 war Frankreich Ziel einer Serie von Attacken über das gesamte Jahr, bei der 149 Menschen getötet wurden. Allein bei den Anschlägen vom 13. November kamen 130 Menschen am Stade de France von Saint-Denis, in Pariser Bars und Restaurants sowie im Musikclub „Bataclan“ ums Leben.

Doch lange Zeit will kein Offizieller von einem neuen Terroranschlag sprechen. Allerdings übernimmt die für Terrorismus zuständige Staatsanwaltschaft in Paris einige Stunden nach der Attacke die Ermittlungen.

Augenzeugen berichten von der enormen Gewalt der Attacke: Der weiße Kastenlastwagen raste eine lange Strecke über den Bürgersteig der abgesperrten Promenade. Viele Menschen konnten sich nicht retten und wurden von dem schweren weißen Lastwagen erfasst. „Das war furchtbar“, berichtet eine Zeugin im französischen Fernsehen. Die Schreckensbilanz steigt in den Nachtstunden ständig.

Nach Augenzeugenberichten gab es einen Schusswechsel zwischen dem Fahrer und Sicherheitskräften. Auf der Frontscheibe des Lastwagens waren zahlreiche Einschüsse zu erkennen. Der Mann wurde dabei nach offiziellen Angaben getötet, auch Passanten sollen durch Schüsse verletzt worden sein. Nach dem Schusswechsel vergewisserten sich Polizisten, ob noch weitere Attentäter im Fahrzeug beteiligt waren. Im Lastwagen wurde nach ersten Angaben ein Waffenarsenal gefunden.

In viele Teilen der Stadt herrscht direkt nach der Attacke Panik, unzählige Menschen rennen über Plätze und Straßen. In vielen Cafés und Restaurants verstecken sich Passanten und Gäste. Die Verwaltung ruft Einwohner und Besucher per Twitter dazu auf, in Sicherheit zu bleiben.

Gerade erst hat Frankreich die Fußball-Europameisterschaft ohne direkten Terroranschlag überstanden. Der Mord an einem Polizistenpaar, bei dem sich zur Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte, wurde nicht direkt mit der EURO in Verbindung gebracht. Die 51 Spiele und die Fanmeilen in den zehn EM-Städten waren extrem gesichert. Allein dafür waren etwa 90 000 Polizisten und private Sicherheitsleute eingesetzt, zeitweise kamen zusätzlich 10 000 Soldaten zum Einsatz.

Auch die aktuell durch Frankreich fahrende Tour de France wird von Spezialkräften begleitet, die mit der GSG9 in Deutschland verglichen wird.

Noch am Donnerstag hatte Präsident François Hollande ein Ende des seit den November-Anschlägen geltenden Ausnahmezustands angekündigt. Diese Maßnahme können nicht ewig aufrechterhalten werden. Ein Gesetz soll das Land effizient vor terroristischer Bedrohung zu schützen. Nizza scheint das infrage zu stellen.