Report: Versorgungsengpass in Japan

Fukushima (dpa) - Geschlossene Geschäfte säumen die breite Straße ins Krisengebiet. Vereinzelt ist der Asphalt in Folge des schweren Erdbebens aufgerissen, ein Bürogebäude liegt in Trümmern. Autos schleichen über die Straße, die Fahrer auf der Suche nach einer Tankstelle.

Doch eine nach der anderen ist geschlossen, an Absperrleinen hängen Zettel mit der Aufschrift: „Ausverkauft“. In der Stadt Kagamiishi bildet sich am Montag vor dem einzigen geöffneten Supermarkt weit und breit eine lange Menschenschlange. Alle warten beharrlich darauf, sich mit dem Nötigsten einzudecken. „Die Leute brauchen vor allem Lebensmittel, aber davon gibt es kaum noch welche“, schildert die 19-jährige Tomomi Goton. „Lager sind fast leer, wann Nachschub kommt, weiß man nicht.“ Ohne Benzin könnten nun mal keine frischen Lebensmittel herbeigeschafft werden.

Ohne Benzin könne auch niemand schnell fliehen, mahnt Goton. Selbst wenn die Regierung wegen der Probleme in den Atomkraftwerken plötzlich zur Evakuierung aufrufe. „Das sind die letzten Reserven. Wann wir neues Benzin bekommen, weiß niemand“, schildert ein Tankwart, vor dessen Tankstelle sich Autofahrer bis zu zwei Stunden gedulden müssen.

Während die Welt die grausigen Bilder aus den nur Dutzende Kilometer entfernten Katastrophengebieten verfolgt, leiden auch die Menschen in den weniger beschädigten Vorgebieten unter Versorgungsmängeln, Erschöpfung und Ungewissheit. „Mir nützt es nicht viel, wenn die Regierung in Tokio über die nationale Situation Auskunft gibt“, sagt die hochschwangere Sakiko Sato. „Ich will lieber wissen, wo ich noch einkaufen kann und wo es noch geöffnete Tankstellen gibt.“

Sato stellt sich geduldig in die lange Reihe vor dem Supermarkt, in der Hoffnung, dass es noch Windeln und Babymilch gibt. „Ich könnte auch in eine der Notunterkünfte gehen, aber da haben sie auch nichts, da kann ich besser zu Hause bleiben“, sagt die 23-Jährige. Viele standen schon seit den frühen Morgenstunden an. Niemand drängelt, jeder wartet geduldig ohne zu klagen.

„Ich habe Angst“, sagt Sato bei der Vorstellung, dass es in den nahen Kernkraftwerken zur Katastrophe kommen könnte. Am 25. März soll ihr Kind voraussichtlich zur Welt kommen.