Tokio nach dem Beben: Angst in der Hauptstadt
Tokio (dpa) - Die Einwohner der japanischen Hauptstadt kommen nicht zur Ruhe. Am ersten Arbeitstag nach dem großen Beben herrscht immer noch Ausnahmezustand im Großraum Tokio.
Einige der 13 Millionen Bewohner flüchteten am Montag aus Furcht vor weiteren Erdbeben und einem möglichen GAU im Atomkraftwerk Fukushima. Andere bereiten sich auf ein Verkehrschaos und Stromausfälle vor.
Schon in der Nacht zum Montag blieben die Straßen in mehreren Stadtteilen dunkel. Das Gebiet um den Tokioter Hafen - sonst hell erleuchtet - war völlig dunkel. „Es war gespenstisch“, berichtet ein Reporter der Nachrichtenagentur dpa. Viele japanische Unternehmen und Haushalte sind der Aufforderung der Regierung gefolgt, Strom zu sparen.
Stromversorger erwarten Engpässe, da viele Atommeiler nach dem Beben vom Freitag auf unbestimmte Zeit abgeschaltet werden mussten. Die Regierung hatte entsprechende Pläne der Stromversorger Tepco und Tohoku genehmigt. Die ersten Abschaltungen waren für Montagmorgen angekündigt. Doch Tepco gibt zunächst Entwarnung: Die Abschaltung wurde verschoben, weil der Strombedarf geringer war als erwartet.
Engpässe auch bei Tankstellen und Supermärkten: Dort standen zig besorgte Bürger Schlange. Sie deckten sich mit Lebensmitteln, Benzin und Heizöl ein. Alle befürchteten, dass die Situation noch schlimmer wird. Laut Augenzeugen sind in vielen Läden die Regale bereits leer.
Eine ältere Frau sagte dem Fernsehsender NHK, sie kaufe alle Lebensmittel, die sie finden könne. Auch Batterien, da später Stromausfälle erwartet werden. Der Leiter einer Supermarktfiliale im Zentrum von Tokio berichtete: „Der Laden ist so voll, das ist schon gefährlich. Ich muss jetzt den Zugang beschränken.“
Japan Rail, die größte Bahnlinie des Landes, stellte den Verkehr in der Region Tokio teilweise ein. Viele Schnellzüge fahren nicht, Reisende müssen auf Regionalbahnen umsteigen. Auch am Bahnhof im etwa 30 Kilometer entfernten Yokohama warten zig Menschen auf einen Platz in einem der letzten Züge.