Report: Wiederschaun, Herr Ponti-Ex: Der Papst als Parodie-Objekt

Berlin (dpa) - Der Papst geht in Rente - ein so einmaliger Vorgang fordert auch die Parodisten heraus. Sogar Oscar-Gewinner Christoph Waltz mischt mit und mimt den Papst in einem Werbespot für „Papal Securities“, eine Rentenversicherung nur für Päpste.

Da steht er als Pontifex nachdenklich am Fenster, während eine Stimme aus dem Off zu bedenken gibt: „Was werden Sie nach Ihrem Pontifikat tun? Ihre spirituelle Zukunft mag gesichert sein, aber wie steht es um Ihre finanzielle Zukunft?“

In der Late-Night-Show „Willkommen Österreich“ wurde ein Auftritt des Papstes neu synchronistert. Wie redet man ihn künftig an? „Ex-Pontifex oder kurz Ponti-Ex.“ Zukunftspläne? „Multimedia-Beratung, ich hab' ja Erfahrungen mit Twitter.“ Und privat? „Die Ärzte haben mir's Fliegen verboten, aber von Kreuzfahrten hat niemand was gesagt. In diesem Sinne: Ad multos annos, Wiederschaun!“

Gläubige Katholiken werden das kaum komisch finden - oder etwa doch? In den 80er Jahren konnten gerade Messdiener ganze Passagen aus Monty Pythons Jesus-Satire „Das Leben des Brian“ auswendig hersagen. Die katholische Kirche kann selbstbewusst genug sein, jeden Spott an sich abgleiten zu lassen - schließlich gibt es sie schon 2000 Jahre. Sie hat all ihre Kritiker überlebt. Aus dieser Position der Stärke heraus ist sie sogar zur Selbstironie fähig. Als Napoleon einmal drohte, er könne die ganze Kirche vernichten, antwortete ihm der Staatssekretär des Papstes: „Sire, das haben nicht einmal wir Priester in 18 Jahrhunderten geschafft.“

Leicht gereizt nahm der Vatikan hingegen im vergangenen Jahr ein Titelbild der Satirezeitschrift „Titanic“ auf, das den Papst mit einem gelben und einem braunen Fleck in der Leibesmitte zeigte. In Anspielung auf die Vatileaks-Affäre hieß es dazu: „Halleluja, die undichte Stelle ist gefunden!“

Der Vatikan ging dagegen zunächst juristisch vor. „Hier wurden Grenzen missachtet“, sagte der Sprecher der Deutschen Bischofskonferenz, Matthias Kopp. „Was wäre in unserem Land, wenn andere Religionsvertreter (...) so abgebildet werden?“ Es lässt sich kaum bestreiten, dass Muslime im Allgemeinen deutlich pikierter auf Witze über ihren Propheten oder ihre Geistlichkeit reagieren.

Erfahrene Kabarettisten wissen: Der Papst ist heikel, „sehr, sehr heikel“. Mathias Richling, der für diesen Freitagabend (1. März) eine Papst-Parodie in seiner SWR-Sendung „Studio Richling“ eingeplant hat, erläutert der Nachrichtenagentur dpa: „Es gibt in unserer Gesellschaft bestimmte Reizthemen. Dazu gehört die deutsche Geschichte des letzten Jahrhunderts, dazu gehört Israel, und dazu gehört auch die katholische Kirche. Der Papst - das ist einfach ein Reizwort, wenn das fällt, ist für viele schon Schluss. Deswegen werden Sie auch gar nicht so viele Parodien finden, in denen der Papst nachgemacht wird. Das passiert einfach nicht so oft.“

Benedikt XVI. lieferte dabei als Persönlichkeit bis zu seinem Rücktritt eher wenig Stoff. Er sei zu blass geblieben, meint der Düsseldorfer Karnevalsfigurenbauer Jacques Tilly. Unter rein professionellen Aspekten wünscht er sich darum eine farbigere Figur für den Heiligen Stuhl: „Einen repräsentativen, charismatischen Papst, der seine Aufgabe als Menschenfischer vielleicht etwas besser macht.“