Expertenmeinung Rettungsbohrung wäre viel schwieriger als 2010 in Chile
Chiang Rai (dpa) - Das Drama um die in einer thailändischen Höhle eingeschlossene Jugendgruppe erinnert an das Schicksal der 2010 in einer chilenischen Mine verschütteten Bergleute.
Die 33 Kumpel mussten damals 69 Tage lang in einem Schutzraum in 700 Metern Tiefe ausharren. Letztlich wurden sie in einer spektakulären Rettungsaktion durch einen aufwendig gebohrten Rettungsschacht mit einer Zugkapsel an die Erdoberfläche geholt.
Auch zur Rettung der zwölf thailändischen Jugendfußballer und ihres Trainers wäre die Bohrung eines rund 600 Meter langen Rettungsschachts in die Höhle denkbar, wo sie seit zwei Wochen ausharren. Allerdings ist diese Option aus Sicht des Geowissenschaftlers und Ingenieurs Suttisak Soralump von der Kasetsart-Universität in Bangkok ziemlich unrealistisch.
Eine Bohrung zur Höhlenkammer der Jungs sei viel komplizierter als beim Minenunglück in Chiles Atacama-Wüste, sagte Suttisak der Zeitung „The Nation“. Anders als das Bergwerk sei die Höhle Tham Luang-Khun Nam Nang Non im Norden Thailands ein natürlicher Hohlraum. Daher gebe es für Ingenieure nicht genügend geologische Daten. Im Fall der chilenischen Mine sei der Untergrund hingegen vollständig vermessen und die Bohrung somit weitgehend frei von Überraschungen gewesen. Die Rettungskräfte konnten damals einen umfänglichen Datenschatz für ihre Zwecke nutzen.
Die Höhle in Thailands Grenzregion Chiang Rai ist hingegen wegen ihrer schwer zugänglichen Lage wenig erforscht und wird vor allem von Einheimischen aufgesucht. Mit einer Ausdehnung von etwa zehn Kilometern zählt sie zu den längsten Höhlen des Landes.