Rückblick: Die deutsche Politik 2010 in Zitaten

Berlin (dpa) - Skurril, witzig, ernst, unverständlich und kategorisch sind die Zitate des Jahres in der deutschen Politik 2010.

„Nie wieder. Nie wieder eine Rassenlehre. Nie wieder ein Gefühl von Überlegenheit.“ (Israels Präsident Schimon Peres am 27. Januar vor dem Bundestag)

„Hartz IV war der größte Murks seit der deutschen Einheit.“ (Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am 9. Februar)

„Wer anstrengungslosen Wohlstand verspricht, lädt zu spätrömischer Dekadenz ein.“ (FDP-Chef Guido Westerwelle am 11. Februar zur Debatte über eine Neuberechnung von Hartz IV)

„Die Freiheit, ethische und politische Herausforderungen zu benennen und zu beurteilen, hätte ich in Zukunft nicht mehr so wie ich sie hatte.“ (EKD-Ratsvorsitzende Margot Käßmannn am 24. Februar bei ihrem Rücktritt wegen Trunkenheit am Steuer)

„Nach Bayern kommt mir keiner rein.“ (Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am 8. April zur Aufnahme von Guantánamo-Häftlingen)

„Was wir am Karfreitag bei Kundus erleben mussten, das bezeichnen die meisten verständlicherweise als Krieg - ich auch.“ (Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) am 9. April nach tödlichem Anschlag auf Bundeswehrsoldaten in Afghanistan)

„Christliche Symbole gehören nicht an staatliche Schulen.“ (Niedersachens designierte Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) am 24. April zu Kruzifixen in Klassenzimmern)

„Wir müssen denen das Handwerk legen, die sich Europa zur Beute machen wollen.“ (SPD-Chef Sigmar Gabriel am 7. Mai an die Adresse von Spekulanten)

„Die SPD ist wieder da!“ (SPD-Spitzenkandidatin Hannelore Kraft am 9. Mai zum Wahlausgang in Nordrhein-Westfalen)

„Steuersenkungen werden auf absehbare Zeit nicht durchsetzbar sein.“ (Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 10. Mai zum Steuerstreit in der Koalition)

„Macht's gut. Macht's besser!“ (Oskar Lafontaine (Linke) am 15. Mai beim Abschied vom Parteivorsitz)

„~dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege.“ (Bundespräsident Horst Köhler am 22. Mai nach einem Truppenbesuch in Afghanistan)

„Politik ist ein faszinierender Teil meines Lebens. Aber Politik ist nicht mein Leben.“ (Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) am 25. Mai in seiner Rücktrittsankündigung)

„Es war mir eine Ehre, Deutschland als Bundespräsident zu dienen.“ (Horst Köhler am 31. Mai in seiner Rücktrittserklärung)

„Die CSU ist als Wildsau aufgetreten (~).“ - „Die (Liberalen) entwickeln sich zur gesundheitspolitischen Gurkentruppe (~).“ (FDP-Gesundheitsstaatssekretär Daniel Bahr und CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt am 7. Juni bei gegenseitigen Beschimpfungen)

„Alle Juden teilen ein bestimmtes Gen, Basken haben bestimmte Gene, die sie von anderen unterscheiden.“ (Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin am 28. August zur vermeintlich genetischen Identität von Zuwanderern)

„Ich glaube, dass der Vorstand der Deutschen Bundesbank schon einiges tun kann, damit die Diskussion Deutschland nicht schadet.“ (Bundespräsident Christian Wulff am 1. September zur erwarteten Trennung von Bundesbank-Vorstandsmitglied Thilo Sarrazin)

„Und ich kann es auch leider nicht ändern, dass Polen bereits im März 1939 mobil gemacht hat.“ (Vertriebenen-Präsidentin Erika Steinbach (CDU) am 8. September zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges)

„Aber der Islam gehört inzwischen auch zu Deutschland.“ (Bundespräsident Christian Wulff am 3. Oktober auf der zentralen Einheitsfeier in Bremen)

„Daraus ziehe ich auf jeden Fall den Schluss, dass wir keine zusätzliche Zuwanderung aus anderen Kulturkreisen mehr brauchen.“ (Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) am 9. Oktober zu Problemen der Migration)

„Der Ansatz für Multikulti ist gescheitert, absolut gescheitert.“ (Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 16. Oktober vor der Jungen Union)

„Reden Sie nicht, Herr Offer, ich komme wieder, wenn die Zahlen verteilt sind.“ (Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble am 4. November auf einer Pressekonferenz zu seinem Sprecher Michael Offer)

„Wenn es so weitergeht, werden die Grünen für Weihnachten sein, aber gegen die vorgeschaltete Adventszeit.“ (Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am 24. November in der Generaldebatte des Bundestages)