Schumacher zur einmaligen Karriere: „Kann in den Spiegel blicken“
Sao Paulo (dpa) - „I'm the greatest“ - wie einst der junge Cassius Clay hat er nie getönt. Aber wie die sich später Muhammad Ali nennende Box-Legende gehört Michael Schumacher ganz sicher zu den ganz Großen des Weltsports.
Ob er deutsche Superstars wie Max Schmeling, Franz Beckenbauer, Boris Becker und Steffi Graf möglicherweise überstrahlt, ist angesichts seiner einmaligen Triumphe in der Formel 1 zweitrangig. Zumal Schumacher, dem „Wettbewerb im Blut steckt“, von derartigen Vergleichen selbst nicht viel hält.
Vier Jahrzehnte lang hat er seiner großen Leidenschaft Motorsport gefrönt - davon rund 20 Jahre in der Königsklasse. Damit ist nach dem Großen Preis von Brasilien Schluss. Schumacher beendet seine einmalige Karriere - und dieses Mal, anders als vor sechs Jahren, verabschiedet er sich endgültig in die PS-Pension. „Ich habe noch keine konkreten Pläne“, erklärte Schumacher, dass er sein Leben nach der Formel 1 erst einmal auf sich zukommen lässt.
„Im Leben geht es um Leidenschaften. Danke, dass ihr meine mit mir geteilt habt“, teilte die „Legende des Sports“ per Helmaufschrift bei seinem Abschieds-Grand-Prix in Sao Paulo mit. Mindestens einmal jedoch stellt sich Schumacher dem von ihm so geliebten Rennsport. Mit seinem knapp 19 Jahre jüngeren Kumpel Sebastian Vettel will er beim „Race of Champions“ in Bangkok im Dezember den Titel verteidigen.
Danach will Schumacher andere Leidenschaften pflegen. Großen Platz soll das Reiten einnehmen. Seine erste Karriere als „Stallbursche meiner Frau Corinna“, wie er das 2006 nach seinem ersten Rücktritt scherzend genannt hatte, endete bekanntlich schnell. Im zweiten Anlauf soll der Umstieg von 750 PS auf nur noch eine Pferdestärke problemlos klappen. Für Schumacher ist das Vergnügen und Herausforderung zugleich: „Reiten mit meiner Frau. Das ist auch Wettbewerb.“ Auf der neu gekauften „CS“-Ranch haben die Schumachers dazu genügend Gelegenheit. Das 200 Hektar große Anwesen in Texas dient auch der Pferdezucht.
Seine Vorstellung von Wettbewerb musste der Rekord-Champion nach seinem Comeback für Mercedes eh korrigieren. Statt wie erhofft um Siege und den achten Titel kämpfen zu können, blieben in den drei Jahren die erhofften Erfolge aus. „Ich habe das Verlieren gelernt“, lautete eine schmerzhafte Erkenntnis. „Aber ich kann in den Spiegel blicken und sagen, dass ich alles gegeben habe.“
Obwohl es für den einstigen Seriensieger im Silberpfeil häufig enttäuschend lief, blieb er dem Team gegenüber stets loyal. Und obwohl die öffentliche Kritik meist auf den Megastar niederprasselte, ersparte er sich Schuldzuweisungen an die Teamverantwortlichen, Techniker und Ingenieure. Loyalität ist eine von Schumachers Charaktereigenschaften. Davon profitierten viele seiner früheren Förderer und Wegbegleiter.
Angeblich will Mercedes Schumacher zum Abschied einen Silberpfeil schenken - zum Teil wäre dies auch ein Dankeschön für absolute Treue. Denkbar ist auch, dass der 43-Jährige künftig als Motorsportberater bei den Schwaben wirkt. „Wir sind in Diskussion mit Mercedes. Es gibt gute Ideen“, sagte er.
Dass Schumacher trotz seines Formel-1-Ausstiegs eine begehrte PR-Ikone bleibt, zeigen neue Werbeverträge. Auch nach Bekanntgabe seines Rücktritts kam es zu lukrativen und langfristigen Abschlüssen. Schumacher war und ist weiterhin eine Marke.
Dank seiner sieben Titel-Triumphe, 91 Siege, 68 Pole-Positionen und zahlreicher weiterer wichtiger Bestmarken hat sich Schumacher im Lauf seiner beeindruckenden Grand-Prix-Karriere das Image eines Superstars regelrecht eingefahren. Mit jedem Erfolg mehr steigerte der Multimillionär seinen immensen Marktwert weiter. Ob er durch Fahrer- und Werbeverträge nun 300, 400 oder gar 500 Millionen verdient hat, bleibt Spekulation.